2. Juni – Internationaler Hurentag: Kampf um gleiche Rechte

1975 hatten in Lyon/Frankreich Sexarbeiter*innen die Kirche Saint Nizier für mehrere Tage besetzt. Vorausgegangen waren vermehrte Razzien der Polizei mit Bußgeldern, weil Sexarbeiter*innen auf der Straße auf ihre Kunden warteten. Dagegen wurden sie nach 2 Morden an Sexarbeiter*innen nicht aktiv. Seitdem demonstrieren Sexarbeiter*innen weltweit am 2. Juni und fordern Gleichstellung mit anderen Erwerbstätigen.

Auch heute kann man in Deutschland nicht von gleichen Rechten für die Sexarbeitsbranche sprechen:

  • Bordellbetreiber*innen haben für ihre Prostitutionsstätten höhere Auflagen zu erfüllen als andere Betriebe und sind von der Coronapandemie besonders hart getroffen mit einem sehr langen Lockdown. Seit dem Inkrafttreten des Prostituiertenschutzgesetzes am 01. Juli 2017 warten die meisten zudem immer noch auf die behördliche Erlaubnis (Konzession).
  • Sexarbeiter*innen müssen sich regelmäßig (die unter 21-Jährigen jedes ½ Jahr/alle anderen jedes Jahr) gesundheitlich beraten und registriere (jedes Jahr oder alle 2 Jahre)  lassen. Diese engmaschige Kontrolle gibt es in keinem anderen Beruf!
  • Weil die Bordelle meist noch geschlossen sind (erste Öffnungen gibt es in Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen), sind viele Sexarbeiter*innen – aus Not – gezwungen, auf der Straße, in Hotels oder Apartments in oft unsicheren, gefahrvollen Situationen und Abhängigkeiten zu arbeiten. Allein aus Gründen der Sicherheit, der Gefahrenabwehr und dem Schutz vor Corona müssen die Bordelle sofort geöffnet werden.

Die gegenwärtige Diskussion um ein Sexkaufverbot oder die Einführung des Nordischen Modells erachten wir angesichts der Erfahrungen aus der Coronakrise als unwürdig und paternalistisch. Auch zeigen die Erfahrungen aus den Nordischen Ländern, dass keineswegs Prostitution beendet werden kann, sondern mit deutlich mehr Gewalt dann stattfindet.  Wir fordern für alle in der Sexbranche sichere Arbeitsplätze, Empowerment, Professionalisierung und gleiche Rechte – wie es in allen anderen Berufsfeldern üblich ist.
Anlässlich des Internationalen Hurentages starten wir mit unserem 2. Appell im Rahmen unserer Kampagne „Sexarbeit gleichstellen“: 

Sexarbeitsrechte sind Menschenrechte!

Quelle: BSD – Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e.V.

BSD - Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e.V.
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