228 Prostituierte haben sich in Mecklenburg-Vorpommern registriert

Registration

Und: Denkfehler beim Hamburger Abendblatt sorgt für Falschinterpretation

Am 22. Dezember schrieb das Hamburger Abendblatt über die Sexarbeit in MeckPomm: „Rund die Hälfte der Prostituierten im Land sind angemeldet“. Wie die Redaktion zu diesem Schluss kommt? Sie hat beim Sozialministerium in Schwerin angefragt. Danach sollen sich seit Inkrafttreten des ProstSchG bislang 228 Prostituierte beim zuständigen Amt angemeldet haben. Und weil in MV geschätzt mehr als 400 Sexarbeiterinnen der Prostitution nachgehen sollen, stellt das Hamburger Abendblatt einfach mal diese zwei so nicht miteinander vereinbare Zahlen ins Verhältnis. Was ein Murks!

Ja 200 ist die Hälfte von 400. Aber:

1.) Im Artikel steht selber: „Prostituierte könnten sich bundesweit anmelden. […] So gebe es gerade in den „Model-Wohnungen“ einen permanenter Wechsel der Prostituierten.“ Das heißt, der Wechsel geschieht mindestens republikweit. Nur weil eine Prostituierte nicht das MV zum zuständige Amt aufgesucht hat, heißt es also nicht, dass sie keine Anmeldebescheinigung besitzt. Die Aussage „die Hälfte ist angemeldet“ ist also nicht haltbar.

2.) Die 228 Anmeldungen wurden über einen mehr als einjährigen Zeitraum bearbeitet (vom 04.10.2017 (Möglichkeit für Sexarbeiterinnen sich in MV im Sinne des ProstSchG anzumelden) bis Mitte Dezember 2018). Die Zahl 400 beruht aber auf eine Schätzung, die über einen temporären Zeitraum aufgestellt wird.

Das heißt, wenn man davon ausgeht, dass sagen wir mal für 2 Wochen etwa 400 Prostituierte in MV arbeiten, dann müssen das nicht über den ganzen Zeitraum von 2017 bis 2018 die selben sein. Immerhin kann das bedeuten, dass im Verlauf eines Jahres mehrere tausend Prostituierte in MV tätig sind. Müsste dann die Überschrift des Hamburger Abendblattes lauten „Unter 10 Prozent der Prostituierten im Land sind angemeldet“? Die Herleitung ist auch weiterhin nicht haltbar.

Leider gehen viele Tageszeitungen bekanntlich ständig so oder ähnlich fahrlässig mit dem Thema um. Mal, weil Redakteure und Journalisten keine Ahnung vom Thema haben, Statistiken oder Studien nicht verstehen oder interpretieren können/wollen, Falschaussagen von Prostitutionsgegnern unkritisch und ungeprüft widerkäuen oder oder oder. In der Folge ist dann auch bei ernst zu nehmenden Medienhäusern allerlei Murks zu finden.

Ich meine, der Artikel selber ist ja an sich OK. Aber warum diese falsche Schlussfolgerung und dann gleich noch als Überschrift?

rde

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