Am 16. Oktober ist Themenabend auf 3sat

Drei Erstausstrahlungen zum Thema Prostitution und Pornografie

Für den nächsten Donnerstag, den 16. Oktober, hat der öffentlich rechtiche Kultursender 3Sat einen Themenabend zur Sexarbeit angekündigt. Laut Programmvorschau sollen in der Reihe „Wissenschaft am Donnerstag“ drei Produktionen in einer Erstausstrahlung gezeigt werden. Dies sind die Dokumentation „Nur Porno im Kopf“, welche den Einfluss von Hardcore-Sexfilmen auf Jugendliche untersucht, die Sendung „scobel“ mit dem Thema „Sex gegen Geld. Prostitution in Deutschland“, in welcher über die geplante Novelle des Prostitutionsgesetzes diskutiert wird sowie der Fernsehfilm „Das bessere Leben“.

Das Programm im Detail:

(Quelle: 3sat.de)

20:15 Uhr

Nur Porno im Kopf

Film von Alexander Marengo

Erstausstrahlung

Martin Daubney, Journalist und Vater eines Jungen, der mit zehn Jahren bald in dem Alter sein wird, in dem Kinder heute zum ersten Mal Pornografie sehen, fragt Neurowissenschaftler, Therapeuten und Erziehern, aber auch Jugendliche selbst: Ist Pornografie wirklich schädlich für Kinder und Jugendliche? Welche wissenschaftlichen Beweise gibt es dafür? Während die Jugendlichen selbst eher kein Problem mit Pornografie haben und sich ihr Sexualverhalten offenbar durch das Anschauen von Pornos nicht verändert hat, gibt es doch einen Hinweis darauf, dass gerade für Jugendliche der regelmäßige Konsum nicht ohne Nebenwirkungen bleibt: Eine Studie der University of Cambridge belegt, dass die Gehirne junger Männer, die sich selbst als „Porno-süchtig“ bezeichnen, die typischen Merkmale von Sucht aufweisen. Und Jugendliche sind offenbar anfälliger für die Entwicklung von Suchtverhalten, weil ihr Gehirn sich noch im Umbau befindet. Martin Daubney sucht auch nach Lösungen: Er prüft, ob technische Hilfsmittel den Zugang zu Pornografie effektiv unterbinden können und spricht mit Experten, die eine sachliche Aufklärung über Sex, Beziehungen und Pornografie in der Schule fordern. Daubney kommt zu dem Schluss, dass dies weitaus früher geschehen muss als es Eltern und Erziehern lieb ist, damit schon Kinder Pornografie als das erkennen können, was es ist: Schauspielerei.

Die 3sat-Wissenschaftsdokumentation „Nur Porno im Kopf“ untersucht zusammen mit dem Journalisten Martin Daubney die Auswirkungen von regelmäßigem Porno-Konsum auf die Entwicklung von Jugendlichen.

21:00 Uhr

scobel – Sex gegen Geld. Prostitution in Deutschland

Erstausstrahlung

Eigentlich sollte durch das Prostitutionsgesetz aus dem Jahr 2002 alles besser werden: mehr Transparenz im Rotlichtmilieu, besserer Schutz für Sexarbeiterinnen, Ausstieg aus der Sittenwidrigkeit. Tatsache ist: Es gibt kaum verlässliche Studien über Prostituierte und ihre Freier. Deshalb stehen weiterhin die negativen Auswüchse wie Menschenhandel und Zwangsprostitution im Vordergrund der Beurteilung. Jetzt handelt die Politik: Noch in diesem Jahr soll das Prostitutionsgesetz reformiert werden. Die Koalition hat sich bereits darauf geeinigt, dass es künftig eine Anmelde- und Erlaubnispflicht für Bordelle geben wird. Außerdem sollen Flatrate-Sex und Gang-Bang-Partys verboten werden. Können durch diese Maßnahmen Menschenhandel und Zwangsprostitution eingeschränkt werden? Dabei ist fraglich, wie verlässlich die statistischen Daten über Prostitutionsgeschäfte sind. Auch müssten in der derzeitigen Debatte die möglicherweise antiquierten gesellschaftlichen Moralvorstellungen hinterfragt werden.

In der „scobel“-Sendung „Sex gegen Geld“ diskutieren die Gäste über Zwangsprostitution, Straßenstrich und die wenig beachtete Rolle der Freier. Dabei werfen sie einen Blick auf Nachbarländer: So hat Schweden die Prostitution seit 2000 verboten, und auch Frankreich erwägt, in Zukunft die Freier zu bestrafen. Die Gesprächsrunde erörtert den Sinn und die Wirksamkeit derartiger Verbote und Sanktionen, zumal Prostitution nicht nur ein Geschäft für Prostituierte, Zuhälter und Bordellbesitzer ist, sondern auch für den Staat und die Banken. Gert Scobels Gäste sind Mechthild Eickel von der Bochumer Beratungsstelle „Madonna“, der Mediziner Norbert Brockmeyer und der Soziologe Udo Gerheim.

22:25 Uhr

Das bessere Leben

Fernsehfilm, Polen/Frankreich/Deutschland 2011

mit Oskargewinnerin Juliette Binoche

Drehbuch: Tine Byrckel, Malgoska Szumowska

Regie: Malgoska Szumowska

Länge: 92 Minuten

Erstausstrahlung

Anne arbeitet für ein großes Pariser Magazin und schreibt eine Reportage über Studentinnen, die sich prostituieren. Bei ihren Recherchen stößt sie auf Alicja und Charlotte. Auf der Suche nach einem besseren Leben ist Alicja aus Polen nach Paris gekommen. Auch Charlotte ist aus ihrer verhassten französischen Provinz mit Sozialbauten in die Großstadt gezogen. Die Journalistin Anne, die mit Elend und Verzweiflung gerechnet hat, entdeckt in Alicja eine verführerische, hochprozentige Mischung aus Antrieb und Ehrgeiz und in Charlotte die stille Entschlossenheit, ihrer Situation zu entfliehen, koste es, was es wolle. Beide Frauen sind glänzende Studentinnen. Für sie bestehen Klassenkampf und sozialer Ausgleich nicht aus politischen Diskursen, Fördermaßnahmen und kollektiven Interessen, sondern aus dem Tausch von Sex gegen Bargeld. Die Begegnungen mit ihren männlichen Kunden bestimmen ihren Tagesablauf und füllen ihre Bankkonten, verändern aber auch langsam ihre sozialen und familiären Beziehungen. Dieser Lebensstil, bei dem Erfolgsgier und Gewinnstreben an die Stelle von Jungfräulichkeit und Unschuld getreten sind, spiegelt sich auf seltsame Weise in Annes karrieristischer Welt. Obwohl Anne offensichtlich alles besitzt, was sich die beiden Studentinnen wünschen, wird ihr eigenes Leben durch die intensiven Interviews durcheinander geworfen. Anne ist alt genug, um Alicjas und Charlottes Mutter sein zu können, dennoch lässt sie sich von den beiden jungen Frauen mitreißen. Durch die neu gewonnene Perspektive stellt sie vor allen Dingen ihre Beziehung zu ihrem Mann und zu sich selbst in Frage. Wie lange kann Anne diese Art von Leben mit ihrem Mann und ihrer Familie aufrechterhalten und will sie das noch?

Wie schon in ihrem zweiten Spielfilm „Leben in mir“ fühlt die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska in „Das bessere Leben“ den Geschlechterverhältnissen radikal auf den Zahn.

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