Beitrag von Sonja Dolinsek in „The Huffington Post“

GrĂĽnderin des Online-Magazins „menschenhandel heute“ bietet den bisherigen Stimmen Paroli

In letzter Zeit sind auf dem Onlineportal der Huffington Post verschiedene Beiträge zum Thema Prostitution veröffentlicht worden. So z.B. Zu-Wort-Meldungen der Soziologin Dr. Anita Heller, der Journalistin Sabrina Hoffmann oder der Pädagogin Claudia Mayr. Diese habe ich bisher nicht kommentiert, weil alle drei lediglich Halbwahrheiten und Aktionismus Ă  la Schwarzer bzw. prostitutionsablehnende Einstellungen Ă  la Constabel wiederkäuten. Dass zwei der Autorinnen ĂĽber einen Doktortitel verfĂĽgen, merkte man beim Lesen kaum, waren deren Beiträge bei genauerer Betrachtung teilweise unsauber recherchiert. Z.B. zitierte Frau Heiliger aus der unrepräsentativen Farley-Studie (ĂĽber die Studien habe ich u.a. hier berichtet). Der Verweis auf die vor 10 Jahren veröffentlichten Studie zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ ist hingegen nicht zu kritisieren. Einzig zu ergänzen wäre dabei, dass die gewonnenen Zahlen (59% der befragten Prostituierten haben seit dem 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt erfahren) nicht vorrangig auf den Freier als Täter schlieĂźen. Ein GroĂźteil der Gewalt war auf deren (ehemalige) Lebenspartner zurĂĽckzufĂĽhren.

Wie dem auch sei. Auch jetzt möchte ich nicht näher auf die drei Texte eingehen. Interessanter, weil vielschichtiger, tiefgrĂĽndiger und realitätsnaher, ist der kĂĽrzlich auf huffingtonpost.de erschienene Beitrag von „menschenhandel heute“-Initiatorin Sonja Dolinsek. Unter dem Titel „Warum ich als Feministin gegen ein Prostitutionsverbot bin“ demontiert sie das Bild der schwachen und zum Opfer stilisierten Hure/Frau sowie des macht- und gewalthungrigen Freiers/Mannes.

Sie zeigt u.a. die möglichen Folgen eines Prostitutionsverbotes auf, informiert über soziale und kulturelle Hintergründe, über Widersprüche der Prostitutionsgegner sowie über unhaltbare Klischees und sie appeliert an den Leser, dass Sexarbeiter_innen sehr wohl Entscheidungsfreiheit und Menschenwürde besitzen. Schließlich fordert die Historikerin auf, in einen respektvollen Dialog mit Sexarbeiter_innen zu treten.

Ja, diesen Text empfehle ich zu lesen. Bitte lesen!

rmv

Nachtrag, 18.07.2014 – zu der Liste jener phrasenschwingenden, sich die soziale Wirklichkeit nach belieben zurechtlegenden Prostitutionsgegnerinnen, die sich in der „Huffington Post“ offiziell zu Wort melden dĂĽrfen, hat sich heute die Sprecherin der Marburger BĂĽrgerinitiative bi-gegen-bordell, Inge Hauschildt-Schön, dazugesellt. Wie „schön“ auch ihr Zuname ist, ihr voller Halbwahrheiten strotzendes Machwerk ist es nicht. Aussagen wie

Differenzierte Diskussionen über Art, Umfang und gesellschaftliche Auswirkungen heutiger Prostitution finden in der bürgerlichen Gesellschaft kaum statt. Daher gelingt es den Profiteurinnen und Profiteuren des Sexkaufs in Deutschland immer wieder, Bedenken von kritischen und erfahrenen Sachverständigen aus Polizei, Justiz und Sozialarbeit zu entkräften.

widersprechen mal so völlig der Realität, dass es schon weh tut. Ja, sie hat recht: „Differenzierte Diskussionen“ finden häufig nicht statt. Allerdings mehrheitlich zu Ungunsten des Milieus! Weiterhin bezeichnet Hauschildt-Schön u.a. die Spiegel-Reportage von 2013 als seriös, behauptet Bordelle und ähnliche Betriebe wĂĽrden sich inflationsmäßig ausbreiten (ohne BeweisfĂĽhrung) , pauschalisiert und verallgemeinert mittels Einzelfalldarstellungen was das Zeug hält und sucht sich ausschlieĂźlich jene Quellen heraus (z.B. beim Thema Pornokonsum Jugendlicher), die ihre Behauptungen stĂĽtzen – der Rest wird kategorisch ausgeschlossen. Alles in allem: Der Beitrag der frĂĽheren Stiftsschullehrerin (Quelle: Oberhessische Presse) ist eine Farce.

(Ăśbrigens: bereits 2007 bei „Maischberger“ oder 2009 im Interview mit der Frankfurter Rundschau vermittelte sie ihren parolenhaften, sexualfeindlichen und stigmatisierenden Aktionismus.)

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