Wird Deutschlands reißerischtes Tagesblatt am Ende noch seriös?
Am Weltfrauentag gab die BILD bekannt, dass nach 28 Jahren Schluss sei mit dem Seite-1-Girl. Die Redakteure feiern sich nun selbst. Sei dies doch eine gelungene Entscheidung, die seit Jahren geäußerte Forderungen von Kirche, Politik und tausenden Frauen entspreche. Wird das Boulevardblatt nun etwa seriöser und inhaltsschwerer? Findet man bald objektive Berichterstattung zwischen der Druckerschwärze? Wer’s glaubt…
Guckt man genauer hin, ist das nichts weiter als eine geschickte PR-Kampagne. Das Thema scheint nun in aller Munde zu sein. Das Blatt selbst spricht von einer deutschlandweiten „Debatte“. Die allgemeinen Reaktionen würden zwischen „Begeisterung und Entsetzen“ schwanken. Klar wird es heiß diskutiert, schließlich heißt es ja so schön: „sex sells“. Aber „Debatte“? Die Bild bleibt schließlich die Bild! Das Seite-1-Girl wird lediglich ins Zeitungsinnere verlegt. Warum das jetzt eine historische Entscheidung von globaler Tragweite sein soll – Die Bild- Redaktion informierte ganz stolz von Berichten der „USA Today“ und des BBC“ – erfasst vielleicht nur der gemeine Bild-Leser.
Barbusige Frauen sind also weiterhin im Axel-Springer-Sprössling zu finden – der Kioskgänger muss in Zukunft lediglich einen Handgriff mehr tun, um die halbnackten „Schönheiten“ zu bestaunen. Die Redaktion feiert sich selbst ob dieses grandiosen, emanzipatorisch gelungenen Schrittes und bleibt dennoch die Klatsch-Zeitung, die sie ist.
Liebe Bild-Redakteure: Schüttelt ich den Inhalt eines Würfelbechers kräftig durch, verändern sich nicht die Ziffern auf den Würfeln. Es bleiben immer die gleichen von Eins bis Sechs, lediglich die Seite, die oben liegt kann sich ändern. Dennoch sprechen die wenigsten Würfler gleich von einem Großereignis, liegt mal keine „SEX“ oben.
Ach ja, was würden die Leser nur dazu sagen, wenn eingekaufte B-Promis mal die Klappe halten würden und die „Bild-Girls“ mal nicht nur von sich gäben „Ich bin stolz auf meine Brüste“ und „ich träume von einem Schloss“, sondern vielleicht einmal „Ich wünsche mir von der Bild investigativen Journalismus“. Warscheinlich nichts, denn da muss man halt auch an dieser Stelle anfügen: wer’s glaubt…
pd