Duisburg profitiert von Vergnügungssteuer

Sexgewerbe um 1 Mio. Euro geschröpft

RP-online berichtete vor einigen Tagen über die Jahresbilanz Duisburgs in Sachen Sex-/Vergnügungssteuer. Danach sollen der rheinische Großstadt 2016 rund eine Million Euro Steuern aus dem Rotlichtmilieu zustehen. Während der Leser ein wenig über die Berechnungsgrundlagen etc. informiert wird, lässt das Journal jedoch das eigentliche hinterhältige an der ganzen Sache aus. Nämlich die Doppelbesteuerung der Gewerbetreibenden. Denn Bordellbesitzer müssen ja trotzdem Gewerbesteuer und gegebenenfalls Lohnsteuer begleichen. Und auch selbständige Prostituierte sind einkommenssteuerpflichtig. Die 1 Mio Euro sind also nur die halbe Wahrheit.

Einiges blabla später wechselt die Autorin dass das Thema. Nun liest man, dass rund 90 Prozent der Sexarbeiterinnen nicht krankenversichert seien, was ein großes Problem wäre. Wie man auf die Zahl kommt, bleibt indes unklar. Zumal sich erfahrungsgemäß viele Sexworker_innen gar nicht als solche outen und stattdessen ihre Selbständigkeit unter weniger stigmatisierten Berufen anmelden. Ich will aber nicht in Abrede stellen dass ein unbestimmter Teil der Prostituierten tatsächlich nicht kranken- und sozialversichert ist. Das Problem daran ist aber vielschichtiger als es die Stadt Duisburg und rp-online darstellt. Schon gar nicht ist es so pauschal und verallgemeinernd festzulegen. Denn da liest man:

>>Die Prostituierten hätten nicht nur sexuell übertragbare Infektionen, sondern auch viele andere gesundheitliche Probleme. “Viele Krankheiten werden verschleppt, selbst therapiert, bzw. die Therapie wird auf den nächsten Aufenthalt im Heimatland verschoben“, so eine Sprecherin der Stadt.<<

Hier werden Prostituierte einfach mal unter Generalverdacht gestellt. Sie alle sind krank! In deren Körpern wimmelt es nur so vor Geschlechtskrankheiten, Erregern, Syndromen und psychischen Belastungsstörungen… Daran gibt es nichts zu rütteln. Immerhin sind es ja Huren!

Im Übrigen: dass aber eine fehlende Krankenversicherung auch heißt, krankheitsbedingte (hier bitte ganz normale Infakte, Viruserkrankungen etc. anstelle von STI einfügen) Arbeitsausfälle nicht bezahlt zu bekommen, hätte man hier mal erwähnen müssen. Was passiert bei Unfällen in deren Folge ein Krankheitsaufenthalt notwendig ist? Schon solch „normale“ Gegebenheiten bedeuten für die Frauen und Männer schwere finanzielle Einschnitte.

Vielleicht könnte ja die Stadt Duisburg mit den Mehreinnahmen mal einige örtliche Beratungsstellen fördern oder in die Präventivarbeit stecken… Was mit dem Gels passiert liest man nämlich leider nicht.

Fazit: Wieder mal ein Artikel der mal so komplett alle Hintergründe und Kausalitäten auslässt und Vorurteile bedient. Danke für nichts.

rmv

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