Ein Verlagshaus auf AO-Trip

Morgenpost Sachsen GmbH hält nichts von HIV-Prävention

Gleich mal klargestellt: hier soll keine Negativkampagne gegen einen Konkurrenten gemacht werden. Meine Intention ist einzig Kritik zu äußern, an einer leichtfertigen, mir suspekten und bald schon strafbaren Werbemaßnahme.

Dann los… Allein schon aus marktstrategischen Gründen, schauen wir uns regelmäßig die Websites der Mitbewerber in der Erotikportal-Landschaft an. Immerhin will man ja konkurrenzfähig sein und bleiben. So kam es, das wir auf der der Seite liebe24.de landeten. Interessant dabei: „Liebe24 – Dein Erotikportal Escorts, Hostessen & Hobbyhuren“ ist ein Angebot der Morgenpost Sachsen GmbH, welche wiederum zur DDV Mediengruppe gehört. Prestigeprojekt der DDV ist übrigens die Sächsische Zeitung. Aber zurück zu Liebe24 und hin zur Beanstandung.

Nettes Portal, schöne Frauen, tolle Fotos und dann das: AO-Inserate, heißt Werbeanzeigen von Frauen, die ungeschützten Sex anbieten. Ja!, sollen sie doch selber wissen, wie sie mit ihrer Gesundheit umgehen. Ob sie sich der Gefahr aussetzen, sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren, ist ihre Sache. Leichtsinnig und blauäugig ist es aber dennoch. Immerhin steht man ja auch in der Verantwortung gegenüber seinen Sexualpartnern. Und mit HIV, Syphilis, Tripper und Co. ist nicht zu Spaßen. Jetzt mag der eine oder andere vielleicht sagen, auf Rotlicht-MV.de gibt es sowas ja auch. Nicht ganz. Wir haben uns dazu entschieden, keinen Sex ohne Schutz zu bewerben. Was die Frauen dann allerdings in ihren vier Wänden treiben, ist ihre Sache. Das können und wollen wir ihnen nicht vorgeben. Allerdings findet man bei uns ab und zu Inserate mit Angeboten zum Oralverkehr ohne Gummi. Mehr nicht! Ja, auch da besteht eine nicht zu unterschätzende Gefahr sich zu infizieren, das wissen wir. Französisch natur findet man bei uns auch nicht mehr lange…

Warum die Betreiber von Liebe24 AO-Verkehr bewerben, weiß ich nicht. Letztendlich sind solche Inserate gesetzlich nicht verboten. Zumindest noch nicht! Ab Juli 2017 ist damit Schluss, dann gilt das neue ProstSchG.
Wir erinnern uns an dieser Stelle noch mal, dass der Liebe-24-Betreiber die Morgenpost Sachsen GmbH und damit die DDV Mediengruppe ist. Dass ist insoweit interessant, da für gewöhnlich deutschlandweit fast alle Anzeigenblätter strenge Regularien für Erotikanzeigen haben. So sind einerseits etliche Begriffe Tabu und insbesondere AO-Anzeigen. Nicht aber bei der Morgenpost Sachsen. Denn neben besagtem Onlineportal wird man in deren Printanzeigen schnell fündig, was „gummifreie“ Annoncen betrifft. Mit inbegriffen: Vokabular, das den einen oder anderen Jugendschützer hellhörig werden lassen müsste. Da haben wir selbst schon wegen Geringerem einen Verweis einstecken dürfen… . Hält man in Dresden also nichts von HIV-Prävention? Schließlich bewirbt man mit derlei Anzeigen ja genau das Gegenteil. Wer weiß.

Neben den ganzen AO-Angeboten hab ich dann auf der Morgenpostdomain tag24.de folgende Schlagzeile (zugegeben in billigster Polemik) gefunden: „Schock-Studie! Jeder dritte Jugendliche hat Sex ohne Verhütung“. Ungeschützter Sex sei ein „enormes Risiko“, „schließlich sind Kondome der beste Weg, sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen“, heißt es in dem insgesamt unaussagekräftigen Artikel. Aha! Sex ohne Gummi ist also ein enormes Risiko. Doch irgendwie nehm ich es dem Blatt nicht ganz ab. Das ist doch genauso idiotisch wie bei der BILD. Die positioniert sich zum Thema Prostitution und Co. auch jedes mal so, wie es der Kaffeesatz voraussagt. Und das Dresdner Druck- und Verlagshaus machts nach. Mit der moralkeule proklamieren, dass Sex ohne Gummi gefährlich ist aber dennoch „Alles Ohne“ munter in den eigenen Anzeigenblättern und Onlineportalen bewerben. Glaubwürdig ist sowas nicht.

Liebe Freier und Sexworker/innen: Ein Verbot von ungeschützem Geschlechtsverkehr, wie es das ProstSchG vorsieht, ist Quatsch, dass wissen wir alle. Aber denkt doch bitte an euch selbst und eure Sexualpartner. Mit den Worten der Deutschen Aids-Hilfe: „Kondome schützen vor HIV und senken das Risiko einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen wie Syphilis, Tripper, Hepatitis B und C.“

rmv

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