Falschinformation beim Bayerischen Fernsehen

Wie die „Kontrovers“-Redaktion Fakten und Tatsachen vermischt und sich in die populistische Ecke einreiht

„>Kontrovers< geht den Dingen auf den Grund, neugierig und mit sorgfältiger Recherche. Das Redaktions-Team unter Leitung von Andreas Bachmann liefert Hintergründe und Analysen zu aktuellen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, heißt es über das Format des Bayerischen Rundfunks.

In der Sendung vom 24.09.2014 und dem darin enthaltenen fünfeinhalb-minütigen Beitrag „Wenn Politiker streiten und Frauen verlieren“ sind diese selbst auferlegten Ansprüche jedoch komplett vergessen. Die Autoren Ralf Fischer und Katrin Schirner lassen zwar auch ein Mitglied des Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen zu Wort kommen, doch wird das Anliegen der Vereinigung am Ende als unglaubwürdig und unrepräsentativ dahingestellt. Prostitutionsgegnern wie Solwodi, dem Kriminalkommissar a.D. Manfred Paulus oder der CSU-Bundestagsabgeordneten Barbara Lanzinger wird hingegen unumwunden Glauben geschenkt und deren Aussagen werden nicht mal ansatzweise in Frage gestellt. Dazu kommt dann noch ein ehemaliges Loverboy-Opfer, welches dem Zuschauer als Sinnbild für alle ausländischen Huren verkauft wird.

Fertig ist der Beitrag. Nur von sorgfältiger Recherche sowie Analysen keine Spur.

So behauptet Paulus z.B.:

„Eine junge Frau aus einem Ghetto in Rumänien oder Bulgarien die kann nicht freiwillig, von sich aus, sich aufmachen und hier der Prostitution nachgehen.“

Was für eine pauschalisierende und entmündigende Aussage…

„Sie [die Mitglieder des BesD] Behaupten typisch das Gegenteil von dem, was im Milieu passiert. Ich bin diesen Frauen auch mehrfach schon begegnet und ich kann nur schmunzeln darüber eigentlich. Es ist aber traurig, es ist zynisch den Opfern gegenüber.“

Hier muss mann Herrn Paulus mal komplett einen Realitätsverlust attestieren. Zynisch ist es, wegen durchaus vorhandener Kriminalität (Schleuserbanden, Zuhälterringe etc.) einem legalen Gewerbe komplett das Daseinsrecht abzusprechen und den Sexarbeiterinnen die Ausübung ihrer Tätigkeit verbieten zu wollen. Und mal so vollkommen alle Mitglieder eines gemeinnützigen Vereins als Lügner hinzustellen (wohlgemerkt ohne jegliche Beweise/Argumente) ist unter aller Sau für einen Staatsdiener.

Barbara Lanzinger (CSU Bundestagsabgeordnete) erklärt uns:

„Es gibt ja dieses Wort „Frischfleisch“ ist wieder da. Die Männer gieren fast danach, immer jüngere Frauen zu haben. Das ist unerträglich.“

Unerträglich ist hier dieses männerverachtende Lügenkonstrukt. Und das von einer studierten Psychologin. Wie kann man nur so einen aktionistischen Sch… proklamieren?

Solwodi-Mitarbeiterin Soni Unterreithmeier konstatiert:

„Wir denken für die paar deutschen Frauen, die noch in der Prostitution arbeiten, brauchen wir kein Gesetz. Also da ist das, was wir haben, sagen wir mal nicht unbedingt verkehrt.“

Hähh? Ein Gesetz, welches Prostitution regelt, gilt doch für alle… Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass die Bayern jetzt auch, ähnlich diesen bescheuerten Mautplänen, ein ProstG nur für Ausländerinnen anstreben. Außerdem: wenn das neue Gesetz kommt, dann sind Regelungen wie Registrierungspflicht, Mindestalter von 21 Jahre, uneingeschränkte Polizeikontrollen oder gesundheitliche Pflichtuntersuchungen weder für die einen noch für die anderen tragbar. Geholfen wird damit keiner Prostituierten.

Und was heißt „die paar deutschen Frauen“? Und will Frau Unterreithmeier uns damit sagen, dass alle Ausländerinnen Opfer von Ausbeutung und Gewalt sind? Ich krieg nen Hals…

Schließlich noch die Behauptungen von Seiten der Redaktion:

„Vor zwölf Jahren hat die Rot-Grüne Regierung mit dem Prostitutionsgesetz auch die Rechte der Polizei eingeschränkt.“

So ein propagandistischer Unfug. Das angefügte Beispiel, dass Menschenhändler nur verurteilt werden können, wenn Frauen aussagen, hat hier mal sowas von gar nichts mit dem Prostitutionsgesetz zu tun. Das Beispiel haben die Autoren dann auch schnell wieder vergessen, sobald sie aufzählen, welche Punkte alle ins neue Gesetz aufgenommen werden sollen bzw. könnten. Da ist dann nichts mehr von Verurteilungen von Menschenhändlern und Aussagepflicht zu hören.

„Nach jahrelangem Stillstand soll nun endlich ein neues Gesetz kommen.“

Immer diese Mär vom „Stillstand“. Auch im zuletzt kritisierten „Bericht aus Brüssel“ wurde das ja schon behauptet. Richtig ist: es hat lediglich an vernünftigen Gesetzesinitiativen von CDU und FDP gefehlt und weitreichendere Papiere der Opposition wurden bis dato abgeschmettert.

„Die Union möchte diese Jungen Frauen schützen, fordert schärfere Gesetzte.“

Haha, haha, haha… eher überwachen und kriminalisieren ist das Ziel der Christdemokraten.

Fazit: Für die Tonne die „Kontrovers“-Reportage…

rmv

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