Friedrichshafen: Stadt will Streetworker einsetzen

100.000 Euro für Projekt zur sozialen Beratung von Sexarbeitern

Zuallererst ist es immer löblich, wenn Städte sich dazu entschließen, Geld für soziale Projekte auszugeben. Dass die Gelder knapp sind, dass wissen auch die verschiedenen Beratungsstellen für Prostituierte. Laut Südkurier.de will nun die 57.000-Einwohner-Stadt Friedrichshafen 100.000 Euro locker machen, mit denen Streetworker finanziert werden, welche sich um ausstiegswillige Sexarbeiter_innen kümmern sollen. Die Fraktion der Freien Wähler habe sich für dieses Projekt stark gemacht und es im Gemeinderat durchgedrückt bekommen.

Prostitution in der Universitätsstadt

Die CDU hingegen war dagegen. Grund: Da es in Friedrichshafen keinen Straßenstrich gebe, habe die CDU-Fraktion Schwierigkeiten, einen aktuellen Bedarf zu erkennen. Obwohl ich ja selten Standpunkte der CDU zum Thema Sexarbeit teile, ist das ein interessanter Gesichtspunkt. Aber wie sieht denn eigentlich die Gesamtsituation in Friedrichshafen aus?:

Laut Polizei- und Medieninformationen soll es in der kleinen Universitätsstadt am nördlichen Ufer des Bodensees rund ein Dutzend bordellartige Betriebe (Clubs, Massagestudios, Laufhäuser) und 80 Terminwohnungen geben. Etwa 80 registrierte Sexarbeiter_innen gingen täglich ihrer Arbeit nach. Darüber hinaus wird auch hier ein „großes Dunkelfeld“ vermutet. So die offiziellen Angaben.

Was die Zahl der Sexarbeiter_innen betrifft wird die Angabe wohl eher das absolute Maximum sein. Zieht man das vor Ort erfolgreichste Hurenportale zu Rate, dann kommt man auf rund 50. Einige Weitere werben vielleicht gar nicht online. Rechnet man dann noch Hobby- und Gelegenheitsprostituierte dazu – wobei man bedenken muss, dass diese ihren Lebensunterhalt nicht mit Sexarbeit bestreiten, somit auch nicht täglich anschaffen – dann kommt man vielleicht auf 60 bis 70 pro Tag beschäftigte Damen. Ominöse Dunkelziffern sind wohl eher zu vernachlässigen.

Eine Vergnügungssteuer („Sexsteuer“) für sexuelle Dienstleistungen wird in Friedrichshafen nicht erhoben. Einen entsprechenden Antrag hatten die Stadtfraktionen 2013 abgelehnt.

Erst vergangenen Monat (siehe hier) machten vier Sexarbeiterinnen deutschlandweit auf sich aufmerksam, als es ihnen gelang, vor Gericht einen Sieg in Sachen Sperrgebietsverordnung zu erlangen. Die Verordnung hätte ihnen nämlich verwehrt weiterhin im sogenannten „City Tower“ zu arbeiten.

Warum Streetworker?

Gut, nun sollen also Streetworker soziale Arbeit leisten. Und diese sollen sich des Themas Ausstieg aus der Sexarbeit annehmen. Gehen wir mal davon aus, dass jene Sozialarbeiter – entgegen der CDU-Befürchtungen – doch Kontakt zu ausstiegswilligen aber perspektivlosen Sexarbeiterinnen herstellen und diese auch unterstützen können. Was ich jedoch nicht verstehe: warum wird kein Projekt initiiert, welches auf ganzer Linie eine Anlaufstelle für alle Prostituierte ist. Also auch räumlich.

Wäre hier nicht z.B. Rechtsbeihilfe genauso sinnvoll? Vor allem, da sicherlich auch andere von der Sperrbezirksverordnung einschneidend betroffen sind. Wo gehen die Frauen hin, die Fragen zu Steuerzahlungen oder zu Versicherungsthemen haben. Was wenn doch einmal eine Vergnügungssteuer erhoben werden sollte? Was ist mit Einstiegsberatung? Gesundheitsfragen? Sicherlich nehmen nicht alle die Angebote des örtlichen Gesundheitsamtes in Anspruch. Können/dürfen/wollen die eingesetzten Strettworker alle diese Problemstellungen auch beantworten?

Etwas wundern tut mich auch, dass das Projekt von dem Augsburger Verein Arkade e.V. geleitet werden soll. Laut eigener Webseite sind dessen Tätigkeitsfelder bislang nur die Gemeindepsychiatrie im Landkreis Ravensburg und die Jugendhilfe. Arkade betreut also psychisch kranke Menschen und Jugendliche mit verschiedensten psychischen Belastungen. Und nun auch Prostituierte?

Das heißt ja in etwa, dass die Stadtvertreter in Prostituierten persé psychisch kranke Frauen im Alter zwischen 16 und 21 Jahre sehen. Oder interpretiere ich da jetzt zu viel hinein? Dann hätte doch ebenso gut der örtliche Frauen helfen Frauen e.V. (Anlaufstelle für Frauen, die von körperlicher, seelischer und/oder sexueller Gewalt betroffen oder bedroht sind) das Projekt betreuen sollen (so wie es ähnlich auch in Rostock geplant ist). Schließlich wird doch in gleichem Maße immer behauptet, 90 Prozent der Prostituierten seien regelmäßig Opfer körperlicher Gewalt.

Also irgendwie befürchte ich, dass hier wieder mal Steuergelder (die veranschlagten 100.000 Euro sollen übrigens für drei Jahre reichen) nicht optimal sinnvoll genutzt werden.

rmv

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