Ich will keinen Safer-Sex!

Ungeschützter Geschlechtsverkehr: Wie die HIV-Gefahr unterschätzt wird

Das Thema Kondome wird immer wieder von Männern und Frauen tabuisiert und die Gefahr sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken kleingeredet. Dass dies, vor allem bei häufig wechselnden Sexualpartnern bzw. Besuchen in Bordellen, zum Spiel mit dem Tod werden kann, zeigt aktuell wieder ein Fall in Griechenland.

In Athen erschüttert derzeit ein HIV-Skandal das Rotlicht-Milieu. Vorausgegangen war die Festnahme von etwa 100 nicht angemeldeten Prostituierten auf den Straßen und in illegalen Bordellen. Die griechischen Gesundheitsbehörden ließen diese daraufhin auf die Immunschwächekrankheit HIV testen. Fazit: Elf von ihnen waren infiziert, hatten wie Medien berichten gestanden, ungeschützten Sex mit dutzenden Männern gehabt zu haben. Der Ausnahmezustand ist jedoch erst mit dem Beschluss der Behörden, Bilder der Frauen im Internet zu veröffentlichen, eingetreten. Im Anschluss melden sich deren Kunden zu hunderten für HIV-Tests an.

Dass die Gefahr, sich bei ungeschütztem Sex mit Krankheiten und insbesondere mit HIV anzustecken, regelmäßig unterschätzt wird, zeigt aber nicht erst die aktuelle Debatte in Griechenland. Auch in anderen Ländern machen immer wieder Pressemitteilungen die Runde, in denen von Ansteckungswellen mit der Immunschwächekrankheit im horizontale Gewerbe berichtet wird.

Rund 70.000 Menschen mit HIV/AIDS in Deutschland

Nach den aktuellen Schätzungen beträgt die Zahl der Menschen, die Ende 2010 in Deutschland mit HIV/AIDS leben, etwa 70.000. Dies bezieht sowohl Personen ein, bei denen die HIV-Infektion bereits diagnostiziert ist als auch Personen, die noch keine Kenntnis von ihrer HIV-Infektion haben. Und AIDS (Acquired Immuno Deficiency Syndrome – erworbenes Immundefekt-Syndrom) ist nach wie vor eine unheilbare Krankheit. Laut Statistischem Bundesamt starben in Deutschland im Jahr 2009 insgesamt 431 Personen an der durch HIV verursachten Erkrankung AIDS. Das Sterbealter lag bei den Frauen im Schnitt bei 44,5 Jahren und bei den Männern bei 50,7 Jahren.

Zwar sind auch kontaminierte Spritzen und zu einem kleinen Prozentsatz Bluttransfusionen Wege der Ăśbertragung, dennoch ist der ungeschĂĽtzte Geschlechtsverkehr Ăśbertragungsart Nummer eins.

Prostituierte und Freier müssen sich also immer Fragen, ob Sex ohne Kondom sich und anderen gegenüber überhaupt vertretbar ist. Zudem ist der ungeschützte Beischlaf bei Kenntniss einer bestehenden HIV-Infektion der eigenen Person nach deutschem Recht eine Straftat. Neben HIV können aber auch andere Geschlechtskrankheiten wie Chlamydieninfektionen, Gonorrhoe oder Syphilis übertragen werden.

Situation der Prostituierten

Laut einiger Studien sind Prostituierte, insbesondere die aus dem Ausland kommenden, aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position, sozialer Probleme oder fehlender Krankenversicherung besonders gefährdet, an einer Geschlechtskrankheit zu erkranken. Obwohl die Prostitution seit dem 1.1.2002 legalisiert wurde geben viele Prostituierte ihre Tätigkeit nicht an, sodass die behandelnden Ärzte somit keine Möglichkeit haben, diese adäquat auf mögliche Erreger hin zu untersuchen bzw. zu behandeln.

Und da man bei einem Bordellbesuch nie die Krankenakte – ob nun die der Prostituierten oder die des Freiers – vor sich liegen hat, sollte letztendlich von beiden gar nicht die Frage gestellt werden, ob ein Kondom genutz wird oder nicht.

Kondome sind Unangenehm…

Häufig wird die Aussage getroffen, Kondome fühlten sich unangenehm an oder veringerten die Empfindungen. Einige Sexualwissenschaftler sind jedoch der Ansicht, dass das Kondom als Störfaktor mehr psychisch als physisch bedingt ist. Und vor allem sollten sich Besucher eines Bordells oder ähnlichen Etablissements fragen, ob nicht doch das eigene Leben verglichen zu einem eventuellen Qualitätsverlust beim Sex im Vordergrund steht. Gleiches gilt auch für die Freudendamen in puncto eines vielleicht leicht erhöhten Einkommens bei Verzicht des Präservativs.

Entgegen anderslautender Pressemeldungen enthalten Kondome laut mehrerer Studien auch keine gesundheitsgefährdenden Mengen an krebserregenden Nitrosaminen. Latex-Allergien treten nur vereinzelt auf. Für Allergiker gibt es daher latexfreie Kondome aus Polyurethan. Und sollte der Latex-Geruch als unangenehm empfunden werden, dafür gibt es Kondome mit künstlichem oder gar keinem Geruch.

pd

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