In Güstrow findet landesweiter Fachtag zur Prostitution statt

Alle sind Eingeladen, nur die, um die es geht, nicht

Gestern abend veröffentlichte das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern eine Pressemitteilung, welche über ein hierzulande eher seltenes Zusammentreffen informierte: ein Landesfachtag zur Prostitution. Als erster Fachtag dieser Art wird er angekündigt. Beginn: um 9.00 Uhr am heutigen 09.04.2014 in Güstrow.

An den „Runden Tischen“ 2004 und 20012 in Rostock nahmen ja nur Vertreter von Behörden und Beratungsstellen der Hansestadt teil. Am Landesfachtag hingegen wurden „die Gesundheitsämter, Jugend-, Sozial-, Ordnungs- und Gewerbeämter der Landkreise und kreisfreien Städte sowie kommunale Gleichstellungsbeauftragte, Polizeibehörden, Arbeitsagenturen, Migrationsdienste, psychiatrische Kliniken und gemeinnützige Vereine“ in MV eingeladen. Angekündigt sind Vorträge sowohl von Medizinerinnen und Medizinern, Sozialarbeiterinnen, Polizistinnen und Polizisten als auch Vertreterinnen und Vertretern von Behörden.

Löblich, dass es endlich vorangeht und man sich wieder zusammen an einen Tisch setzt.

ABER: da fehlt doch eine Fraktion. Was ist denn mit denen, um die es geht? Weder nehmen Sexarbeiter/innen noch andere Interessensvertreter des Rotlichtgewerbes (z.B. Bordell-, bzw. Clubbetreiber, Vermieter, Werbeagenturen) an der Tagung teil. Dazu hätten diejenigen aber auch eingeladen werden müssen. Wir jedenfalls haben keine bekommen. Das dies schlicht vergessen wurde, ist zu bezweifeln. Wird der Rotlicht-Fraktion keine Seriosität zugemutet oder meint man, die hätte kein Interesse an einer Kooperation? Da passt doch wieder die Aussage des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen wie die Faust aufs Auge: „Alle reden über uns, aber niemand redet mit uns.“ Wenn es der Organisatorin des Fachtages zufolge heißt, der Wunsch nach verlässlicher Information und konstruktiver Zusammenarbeit sei vorhanden, dann sollte man doch meinen, dass dann auch alle Parteien zusammenarbeiten sollen.

Bedauerlich, wenn man selbst nicht an der Veranstaltung teilnehmen kann/soll. So wird einem verwehrt, mitzudiskutieren, eigene Erkenntnisse, Erfahrungen und Wissen vorzutragen oder Kritik zu äußern. Laut Pressemitteilung wolle man in Güstrow das Thema ja neutral und sachlich angehen. Da heißt es z.B.: Es „soll ein Lagebild zum Thema Prostitution aus medizinischer, sozialer und juristischer Perspektive“ erstellt werden. Das Rostocker Gesundheitsamt wolle verdeutlichen, wie „dringend notwendig fachlich und rechtlich fundierte Kooperationen sind“. Dabei soll in Güstrow auch „deutlich gemacht werden, dass nicht jede Prostituierte eine Betroffene von Menschenhandel ist.“

Ob die Veranstaltung wirklich so konstruktiv und zielführend abläuft, können wir jedenfalls nicht direkt in Erfahrung bringen, können nichts dazu beitragen. Sehr, sehr schade…

rmv

Nachtrag (11.04.2014): Nachdem wir beim Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen nachgefragt haben, wurde uns erklärt, dass auch dort niemand eine Einladung zum Fachtag erhalten habe.

Nach oben scrollen