Wer Probleme mit vorzeitigem Samenerguss hat, sollte sich das e-Book „Hilfe! Ich komme zu früh!“ bloß nicht kaufen.
Heute durch Zufall im Web gefunden: der Ratgeber „Hilfe! Ich komme zu früh!“ des Schweizers N. Grossbacher. Naja, eigentlich habe ich nicht das Buch selbst sondern ein Promovideo mit dem Titel „Die 5 fatalsten Fehler bei vorzeitigem Samenerguss“ zuerst im Netz gefunden. Ganze 17 Minuten dauert das Video. Und das Fazit: 17 Minuten zu lang. Bereits nach den ersten 60 Sekunden wird klar, dass das Ganze nichts taugen kann, aber ich dachte mir, wenn ich mir ein wirkliches Bild machen möchte, dann muss der Rest auch noch ran. Oha, selten habe ich ein ähnlich langatmiges, langweiliges und Sinne betäubendes Geschwafel gehört. Und das ganze in einer unnormal langsamen und monotonen Redeweise, ständig übertriebene Betonungen … – ein Graus.
Nach 7:45 Minuten dann kommt Herr G. endlich zu der Aussage „Wie ich letztendlich geschafft habe, was auch Sie sicherlich schaffen wollen – dazu komme ich noch. Versprochen!“ Juhu, den bislang sprach er nur schwammig über seine eigenen angeblichen Erfahrungen.
Tipps nichts als Humbug
Ach, und eigentlich versprach die Überschrift ja noch was ganz anderes, nämlich 5 fatale Fehler zum Thema „Hilfe bei vorzeitigem Samenerguss“ aufzudecken. Das geschieht dann ab Mintue Achteinhalb. Lachkrampf an dieser Stelle. Denn die fehlerhaften Lösungen, die der Autor angeblich zuhauf in Fachliteratur, Gesprächen, Betroffenen-Zusammenkünften und Vorträgen gehört haben will, sind:
- Onanieren vor dem Sex
- Augen zu und durch
- Sport und gesunde Ernährung
- ein überlanges Vorspiel
- Die Eichel betäuben
Da stockt einem doch der Atem. Wer bitte nimmt denn bspw. die Vorschläge 1, 2 und 4 bei einem wirklichen Problem ernst? Um das als Humbug zu verbuchen brauche ich doch nicht den Rat eines selbsternannten Fachmannes. Zumal hat er doch diese „Tipps“ doch niemals in Fachliteratur gefunden. Daneben behauptet der Autor immer wieder, dass seine Lösung (bisher ja noch nicht bekannt gegeben) besser sei als Chemie, Medikamente, teure Apparaturen … . Warum führt er also nicht Beispiele bezgl. pharmazeutischen Produkten – Wikung und Nebenwirkungen – auf, sondern spricht von „Augen zu und durch“? Gut, das ist klar, weil der Mann eben keine Ahnung hat und ihm sinnvollere Falschbehauptungen nicht eingefallen sind.
Minute 11! Jetzt kommt Herr Grossbacher zum Thema „Was wirklich hilft“. Endlich!, ruft da der Zuhörer, sollte er es tatsächlich bis zu diesem Punkt durchgehalten haben. Doch wieder zu früh gefreut, denn in den letzten 6 Minuten widmet sich Herr „Gedankengrütze“ Grossbacher allein der Bewerbung seines eBooks. Und dort bekäme man dann all die angepriesenen und effektiven Lösungen, welche in jahrelanger Recherche und Selbsttestung erarbeitet worden seien.
Unfreiwillige Komik
17 Minuten für die Katz. 17 Minuten sinnvolle Lebenszeit vergeudet. Ein ganz kleiner Trost bleibt aber. Immerhin wurde der Autor immer mal wieder unfreiwillig komisch, verwendete zweideutige Formulierungen, die garantiert nicht so beabsichtigt waren:
So fragt er in Bezug auf seine Recherchen zum vorzeitigem Samenerguss: „Sind Sie neugierig, was dabei herauskam?“ – Oh nein, das will ich gar nicht wissen!
Betroffene könnten sich seiner Meinung nach letzten Endes nur selbst helfen. Sein Tipp: „Sie selbst müssen das Übel bei der Wurzel packen. Ein anderer wird es niemals für Sie tun.“ – Na, da bin ich mir gar nicht so sicher. Warum darf meine Partnerin mich nicht bei der Wurzel packen?
Auf G.s Webseite wird es nicht besser. da heißt es z.B.: „Doch irgendwann kam er doch: vorzeitiger Samenerguss. Und er kam wieder. Und wieder. Und wieder …“ – Wenigstens kam er.
Gut, an dieser Stelle könnte ich mich natürlich noch weiter über das unsinnige und inhaltslehre Geplapper aufregen. So füllt ein solches noch viel umfangreicher die dazugehörige Website. Seitenlanges Geschwurbel. Lösungen natürlich ausschließlich im eBook. Mein Gott, Nick, so kann man doch keinen Ratgeber verkaufen!
Wer also, über welche Wege auch immer, auf „Hilfe! Ich komme zu früh!“ stößt: ein Kauf ist rausgeschmissenes Geld.
rmv