Kanada: Domina droht Politikern mit Enthüllungen

Terri-Jean Bedford will fundamental neues Prostitutionsgesetz

Die in Kanada als „Madame de Sade“ betietelte Ex-Domina Terri-Jean Bedford setzt sich seit Jahren für die Rechte von kanadischen Sexarbeiter_innen ein und begehrt regelmäßig medienwirksam in Sachen Prostitutionsgesetz auf. Schon 1998 ging ein von ihr angestoßener Prozess um die Welt, nachdem einige Jahre zuvor Polizisten in ihr SM-Studio eindrangen, ihr Arbeitsgerät konfiszierten und sie wegen Überschreitung des Gesetzes belangten.

Prostitution an sich ist in Kanada erlaubt, deren Ausübung jedoch bis dato durch zahlreiche Reglementierungen eingeschränkt. So herrst ein striktes Bordellverbot. Prostituierte müssen nachweisen, dass Sexarbeit nicht ihre Haupteinnahmequelle ist, sie also noch ein weiteres Einkommen haben. Zudem sind Anbahnungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen untersagt, ebenso das direkte Ansprechen von potentiellen Kunden.

Auch wer Prostituierten zum Zwecke sexueller Dienstleistungen Räume vermietet bzw. zur Verfügung stellt, also strenggenommen seinen Unterhalt mit diesen verdient, macht sich strafbar. Eigentlich verstößt bereits gegen das Gesetz, wer den Dirnen überhaupt in irgendeiner Art Unterstützung bei der Ausübung ihres Gewerbes zukommen lässt.

Bedford und ihr Anwalt zogen damals mit dem Argument vor Gericht, in ihrem „Bondage Bungalow“ seien S&M-Dienstleistungen und kein Sex betrieben worden. Ihr Arbeitsplatz sei deshalb kein Bordell und alles, was sie dort tue, legal.

Kanada will Kriminalisierung der Freier

Zuletzt klagten Bedford und zwei Kolleginnen gegen das bestehende Gesetz und speziell gegen das Verbot über die öffentliche Kommunikation zur Anbahnung von Prostitution. Und auch das Mit Erfolg – der Oberste Gerichtshof entschied im Dezember 2013 einstimmig, dass das geltende Prostitutionsgesetz verfassungswidrig ist.

Dieser Erfolg für Bedford war jedoch nur ein Kurzer. Nachdem die Richter dem Parlament eine Frist von einem Jahr setzten, das Regelwerk zu reparieren, legte die konservative Regierung nun einen Gesetzesentwurf vor. Entgegen der eigentlichen Intention der 55-Jährigen seien aber keine „Änderungen oder Streichungen von Klauseln eines grundsätzlich fehlerhaften Gesetzes“ vorgenommen worden, heißt es laut Wiener Zeitung. Ganz im Gegenteil, nun werde gar eine Kriminalisierung der Freier angestrebt.

Man habe Terri-Jean Bedford allerdings als Expertin vor den zuständigen Senatsausschuss geladen, heißt es auf wienerzeitung.at weiter. Da sie schließlich mitverantwortlich ist, dass die geltende Regelung überarbeitet werden muss, sollte sie zum neuen Regelwerk Stellung beziehen. Verständlich, dass sie mit einer Freierkriminalisierung nicht konform geht. Ihre Reaktion: sofern das Gesetz inkraft treten sollte, wolle sie mit Unmengen entlarvender Informationen und Beweise über Politiker an die Öffentlichkeit treten.

Eigentlich kann das nie der richtige Weg sein, mit Drohung oder gar Erpressung eigene Interessen zu erreichen. Leider aber ist das beim Thema Prostitution stets so, dass es gesellschaftlich und politisch von Doppelmoral und Scheinheiligkeit durchsetzt ist. Aber vielleicht funktioniert Madame de Sades Druckmittel ja tatsächlich. Man darf gespannt sein.

rmv

Nach oben scrollen