Kinotipp: „Moneyboys“

Regisseur C.B. Yi blickt auf das Thema „Prostitution junger Männer in China“

Der österreichische Regisseur C.B. Yi, der im Süden Chinas aufwuchs, liefert mit „Moneyboys“ ein beeindruckendes und preisgekröntes Spielfilmdebüt. Er widmet sich den in China hochdramatischen Themen: Homosexualität und Prostitution. Spezieller noch, der von Männern. Das ist gerade deshalb so brisant, so erschütternd, so emotional, weil der Umgang Chinas mit beidem extrem stigmatisierend aber auch absolut verschwiegen ist. Während Homosexualität offiziell nicht verboten, dafür aber ein gesellschaftliches Tabuthema ist, steht es um die Sexarbeit schlimmer. Kurz gesagt ist sie in der Volksrepublik China illegal. Der rechtliche, behördliche aber auch gesellschaftliche Umgang wohl aber so unterschiedlich wie verworren. Eine Legalisierung der Sexarbeit ist jedoch nicht abzusehen.

Um mögliche Folgen für potentielle Interviewpartner auszuschließen, ist Yis Film kein Dokumentarfilm sondern eine fiktionale Erzählung geworden. Acht Jahre lang soll C.B. Yi an seinem Werk gearbeit haben. Gedreht wurde dem gegenüber stehend „nur“ an 39 Tagen. Interviews von über 2000 chinesischen Sexarbeitern hat er dazu studiert. Auch das Casting in China erstreckte sich über 2 bis 3 Jahre (je nach Quelle). 2021 dann feierte „Moneyboys“ schließlich seine Premiere im Rahmen der 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Beim 43. Filmfestival Max Ophüls Preis gewann er in der Kategorie bester Spielfilm.

Aber worum geht es denn nun in Moneyboys? Um Fei! Fei ist ein in dörflicher abgeschiedenheit aufgewachsener junger Mann, der in der Großstadt sein Geld als ein ebensolcher Moneyboy verdient. Also in der in China illegalen Prostitution. Mit Geld unterstützt er seine Familie, die die finanziellen Zuwendungen zwar akzeptiert, sogar großzügig ausgibt. Mit Fei selbst will sie wegen dessen Homosexualität aber nichts zu tun haben. Sie beschimpfen ihn, beleidigenn ihn. Es kommt zu gewalttätigen Ausschreitungen. Doch Fei ist nicht allein. Denn er hat noch Long, einen Gleichgesinnten, einen Freund aus Kindheitstagen.

Fei (Ko Chen-tung / Taiwan) bewegt sich dabei immer zwischen großstädtischer Modernität und dörflicher Idylle, Zwischen aufgeschlossener Freizügigkeit und rückständigem Konservatismus, zwischen Freiheit und Zwang, zwischen Glück und innerlicher als auch äußerlicher Zerrissenheit, mal ist er unbeschwert, mal voller Angst, mal Mensch, mal Opfer einer ihn verleumdenden Gesellschaft.
Moneyboys ist dabei ein in weiten Teilen überraschend ästhetischer und schöner Film. Aber immer ein Drama – ein Drama über ein sehr seltenes Thema.

rde

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