Neulich bei Maischberger…

„Wird Prostitution menschlicher?“ – Nichts als eine rhetorische Frage

Am Dienstag (20.01.2015) lief in der ARD die Talkshow „Menschen bei Maischberger„. Das Thema dieses mal „Wird Prostitution menschlicher?“. Nachdem die Sendung vor knapp über einem Jahr (November 2013) schon einmal das Thema Sexarbeit im Fokus hatte, wollte man beim Öffentlich-Rechtlichen wohl einen nächsten Anlauf starten. Die damalige Sendung war jedenfalls teilweise für den A…, da durch Alice Schwarzer einiges an Märchen und Unwahrheiten ans Publikum getragen wurden.

Folgende 6 Damen und Herren waren zu Gast:

  • Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin Saarland (CDU)
  • Undine de Rivière, Prostituierte und Sprecherin des „Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen“
  • Marie Merklinger, Prostitutions-Aussteigerin
  • Rita Knobel-Ulrich, Fernsehjournalistin
  • Hermann Müller, Betreiber des Großbordells „Pascha“
  • Olaf Forner, Freier aus Berlin

Zusammenfassend kann man konstatieren, dass leider auch in dieser Sendung nichts Neues zu hören war, die Maischberger-Redaktion erst gar nicht versuchte, detailliert und hintergründig zu informieren. Man bemühte sich zwar einigermaßen neutral zu bleiben, die gängigen Klischees, Schlagworte und stets auftauchenden reißerischen Zitate waren aber dennoch Bestandteil der Berichterstattungen. Schade auch, dass die Journalistin Rita Knobel-Ulrich, obwohl sie es besser wissen sollte, sogar selbst das Pommesbudenargument gebrauchte (in ihrem Fall sprach sie von Würstchenbuden). Dann war da noch das gängige Pro und Contra unter den Gästen – zumindest stets in angemessener und gegenseitig respektvoller Weise. Während fünf von Maischbergers Gästen Ahnung vom und Erfahrung im/mit dem Milieu haben, kann man das allerdings Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer nicht so recht glauben. Sie war diejenige in der Runde, die den reißerischen und populistischen Part übernahm. Man hatte den Eindruck, dass sie schlicht das abspulte, was ihr andere zuvor in den Mund gelegt hatten. Als Unterzeichnerin der Emma-Petition vertrat sie auch rigoros die Meinung das Prostitution a priori unmoralisch, unmenschlich und menschenverachtend sei. Wirklich mehr kam von der CDU-Politikerin dann auch nicht.

Zum Thema Novellierung des Prostitutionsgesetzes wurde nicht ein bisschen in die Tiefe gegangen und die Absurdität der von der Großen koalition erdachten Punkte erörtert. Frau de Rivière wurde in diesem Zusammenhang faktisch keine Redezeit gegeben. Ein Lob übrigens an Olaf Forner. Auch wenn er häufig in sein privates Leben abzuschweifen begann, brachte er eine häufig unterschlagende Perspektive (die des Freiers) in die Runde. Daneben argumentierte er versiert und ehrlich emanzipiert, brachte zudem neue Argumente und Statements in den Talk – davon können sich andere ruhig mal ne Scheibe abschneiden.

Insgesmt bleibt zu sagen, dass man die Sendung zwar anschauen konnte, aber notwendig war und ist es keineswegs. Die Frage „Wird Prostitution menschlicher?“ blieb natürlich auch unbeantwortet. Ebenso konnte auch nicht überzeugend dargelegt werden, warum Prostitution als Dienstleistung überhaupt unmenschlich sein soll. Aber wirkliche Aufarbeitung der Frage war aufgrund der weitreichenden Oberflächlichkeit der Sendung auch gar nicht möglich. Somit bleibt zu vermuten, dass es von Anfang an eine rethorische Frage sein sollte, reißerisch und polarisierend, wie es bei dem eigentlich empfindlichen Thema Sexarbeit nur zu häufig der Fall ist.

Nachtrag, 26.01.2015: Übrigens hat auch Undine de Rivière in ihrem eigenen Blog etwas zur Sendung geschrieben. Und schon einen Tag vor Ausstrahlung bloggte Sonja Dolinsek auf menschenhandelheute.net über den ihrer Meinung nach zu erwartenden Gesprächsverlauf.

rmv

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