Film von Rita Knobel-Ulrich gab den Anstoß
Die Stadt Osnabrück will keine „Hochburg der Prostitution“ sein. Das schrieb dieser Tage die Osnabrücker Zeitung auf ihrem Onlineportal. So stellen die Stadt und die ansässige Projektgruppe „Milieu“ der Polizei anhand einiger Zahlen klar, dass die Rotlichtszene auf einem ähnlichen Niveau zu vergleichbaren Städten liege. Doch warum sollte Osnabrück eine Hochburg sein? Was war der Anlass? Hintergrund war eine Reportage des ZDF vom April dieses Jahres, welche u.a. die Polizei der niedersächsischen Großstadt bei ihren Kontrollen begleitete.
Unter dem Titel „Menschenhandel in Europa. Billignachschub für deutsche Puffs.“ informierte die ZDFzoom-Dokumentation von der Journalistin Rita Knobel-Ulrich über Zwang und Freiwilligkeit von Prostituierten in Deutschland. Kurze Einblicke werden in Etablissements und Wohnungen u.a. in Osnabrück, Berlin, Bonn und im Saarland gewährt, es wird versucht weitreichende Einflüsse rumänischer Menschenhändlerringe aufzuzeigen.
Der Film ist, im Vergleich zu manch anderen Formaten und Reportagen, zwar durchweg gut gemacht, dennoch ist er nicht völlig befreit von Falschbehauptungen und Verallgemeinerungen. So hält sich auch bei Knobel-Ulrich die Mär: „In Deutschland gibt es für jede Eckkneipe und jede Dachwinkelneigung mehr gesetzliche Vorschriften, als für ein Bordell“. Dennoch begleitet das Kamerateam stets Polizeibeamte und Steuerfahnder bei diversen Kontrollen. Da stellt sich schon die Frage, warum die Polizei dann Kontrollen und Razzien durchführen darf, wenn es keine gesetzliche Regelungen für Bordelle und Co. gebe?
Auch wird erwähnt, dass eine EU-Studie festgestellt habe, dass das liberale deutsche Prostitutionsgesetz zu mehr Prostitution und Menschenhandel geführt hat.“ Zwar wird nicht gesagt, welche Studie das sein soll, aber wahrscheinlich bezieht sich die Aussage auf die nicht unumstrittene Studie der Universität Göttingen. Hier ist die Studie nachzulesen.
Das Fazit der Autorin: „Das Prostitutionsgesetz: Gut gemeint. Nicht gut gemacht!“ Knobel-Ulrich fordert schleunigst Handlungsbedarf beim Prostitutionsgesetz und beim Umgang mit Zuhälterbanden. Zumindest hält sie Prostitution an sich nicht für sittenwidrig und schlecht.