Bundesgerichtshof in Karlsruhe beschäftigte sich mit Fall aus dem Raum Schwerin
Wie schnell vermeintlich uninteressante Fälle des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe das mediale Interesse wecken können, ist schon erstaunlich. Aktuell berichten diverse Blätter nämlich über einen Rechtsstreit über eine Schenkung, die sich im Raum Schwerin abspielte. Dabei habe ein Handwerksmeister seiner ehemaligen Partnerin und späteren Ehefrau ein lebenslanges und kostenloses Wohnrecht in seinem gesamten Anwesen eingeräumt. Er wollte die Schenkung nach der Scheidung aber widerrufen, Sie verklagte ihn, dann ging es erst vor das Oberlandesgericht (OLG) Rostock und schließlich vor den Bundesgerichtshof.
Soweit ziemlich unspektakulär und nicht ausreichend, als dass u.a. Ostseezeitung und SVZ, sogar Spiegel-Online darüber berichten. Der Aufreißer ist aber auch hier wieder der Faktor Prostitution. Und schon gewinnt die Geschichte die nötige „Brisanz“. Leider ist es meist so, tauchen beispielsweise Worte wie Gericht oder Straftat im Zusammenhang mit Begriffen wie Prostitution oder Bordell im selben Kontext auf, dann wird das ganze plötzlich zu einem besonderen Faszinosum. Dann darf und muss man darüber berichten. Dann werden immer gleich „moralische“ Wertungen mitgeliefert, mit der Folge, dass Sexarbeit meist in die Ecke des Bösen und Anrüchigen gestellt wird.
Im obigen Prozess arbeitete die Ehefrau eben falls als Prostituierte. Da sie jedoch dieser Tätigkeit nach der Eheschließung und entgegen eines Versprechens auch weiterhin nachging, könne der Mann die Schenkung, so das Urteil des BGH, wegen „groben Undanks“ widerrufen. Das Verfahren wurde im Anschluss an das Oberlandesgericht Rostock zurückverwiesen.
Persönliche Hintergründe, weitere zwischenmenschliche Konflikte und die ganze Bandbreite an Emotionen, die zu diesem Rechtsstreit führten, sind dem Außenstehenden natürlich nicht zugänglich, aber das braucht es auch nicht. Es reicht ja schon das P.-Wort. Hauptsache man hat etwas Futter – hier also der Bundesgerichtshof und die Prostituierte – für eine neue „Geschichte“ um die Rotlichtszene.
rmv