Alices Kampf für Erwerbstätige aber gegen das Gewerbe

Oder: Wie man bei der EMMA immer mehr in ein absurdes Wunderland abdriftet

Alice Schwarzer sieht sich gerne als Vorkämpferin gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Ganz im Sinne von Lewis Carrolls Romanfigur begibt sie sich dabei in eine fiktive Welt voller Paradoxa und Absurditäten um dort letztendlich auf eine gewalttätige und mordlustige Tyrannin zu treffen. Nur dass Schwarzer nicht so vorurteilsfrei und liebenswert wie ihre Namensvetterin und ihre Widersacherin gar nicht so menschenverachtend ist. Denn sie begehrt unerbittlich gegen die Herzkönigin (in der Gestalt der „Prostitutionslobby“) auf und versucht mit allen Mitteln (offensichtliche Lügen, Verklärungen und absurden Behauptungen) ihre Umgebung von ihrer eigenen Weltsicht zu überzeugen. Am Ende mit dem Ziel, die böse Regentin zu Fall zu bringen.

Wer den gestrigen Kommentar Schwarzers auf Emma.de gelesen hat, wird mir hoffentlich zustimmen, dass dieser nur vor Absurditäten strotzt. Zuallersert versucht sie ihren Leserinnen weiszumachen, dass Union und Sozialdemokraten einen „faule Kompromiss“ zum Prostitutionsgesetz geschlossen hätten. SPD und die „Prostitutionslobby“ sollen dabei die ursprüngliche Fassung verraten haben, wodurch die Hoffnung auf das, wie Schwarzer schreibt, „Fernziel für eine menschliche Gesellschaft, ein Ende der Prostitution; also das Ende des Rechts von Männern, Frauen zu kaufen“ zerschlagen wurde.

Mit Schlagwörtern wie Skandal, Menschenhandel, Menschenwürde, Manipulation, Frischfleisch etc. versucht sie ihre Leserinnen auf einer emotionalen Ebene zu erreichen, während sie gleichermaßen Fakten, Sachverhalte und Kausalitäten unterschlägt, verdreht und jeglichen journalistischen Anspruch vermissen lässt. Warum Schwarzer meint, dass die übrigens von ihr nicht näher definierte „Prostitutionslobby“ ihre Hände mit in der Kompromissfindung hatte, ist mir ein völliges Rätsel. Denn wie im letzten Blogbeitrag beschrieben ist dieser angebliche Kompromiss zwischen SPD und Union einfach nur lachhaft. Hätten Interessens- und Berufsverbände wirklich Einfluss gehabt, würde das ganze völlig anders aussehen.

Mehr noch: ob die von der Koalition erdachten Punkte nun sinnvoll sind oder nicht … bei keinem einzigen dieser ist überhaupt klar wie deren Umsetzung aussehen soll. Weder, wie eine Kondompflicht überprüft werden kann noch bei welcher Behörde/Einrichtung sich die Prostituierten anzumelden haben. Es bleibt unklar wie genau die Konzessionierung der Bordelle angedacht ist und wie genau Modellwohnungen und bordellähnliche Betriebe dabei behandelt werden. Und und und. Also lauter Gesetze und kein Plan.

Folgende von Schwarzer gemachte Äußerung ist so verwerflich wie sie paradox ist:

„EMMA kämpft seit Jahrzehnten für Prostituierte und gegen Prostitution. Für Menschlichkeit und gegen die gesellschaftliche wie politische Akzeptanz des Frauenkaufs.“

Man kämpft bei der Emma also im Namen der Menschlichkeit für Erwerbstätige aber gegen das Gewerbe. Dann sollte ich mich demnächst auch mit den Lockführern der Deutschen Bahn solidarisieren und gleichwohl die Abschaffung des Nah- und Fernverkehrs fordern. Wenn das mal nicht eine kranke Logik ist. Und auch wenn das Frau Schwarzer in ihrem Leben nicht verstehen will, aber Prostitution ist kein Frauenkauf! Vor allem, wenn Sexarbeit gesellschaftlich so akzeptiert sein würde, wie Alise Wunderlich immer behauptet, dann würde es diese ganze Debatte doch überhaut nicht geben.

In diesem Sinne meine Forderung an die EMMA: „Wer keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!“

Nachtrag (09.02.2015) – Es ist nicht unbekannt, dass die Emma etliche kritischen Stimmen aus ihren Kommentaren sowohl auf emma.de als auch auf ihrem Facebookprofil löscht. Zu lesen sind dann ausschließlich nur die platten und oberflächlichen Lobhudeleien, wie toll doch die Emma ist, wie recht doch Schwarzer hat und wie böse doch der „Feind“ ist. Kritik an der Recherche und am journalistischen Anspruch des Frauenmagazins darf offensichtlich nicht sein. Aber ist es denn immer so? Also haben auch wir, Rotlicht-MV.de, einen Versuch gestartet, Kritik zu äußern und die Unzulänglichkeit des Schwarzer’schen Journalismus zu rügen. Die Reaktion kam promt: Kommentar gelöscht und Account gesperrt, sodass jedwede weitere Möglichkeit dort zu kommentieren erst gar nicht möglich ist. Übrigens, waren wir weder beleidigend noch verläumderisch oder entwürdigend. Unsere Meinung hat einfach nur nicht gepasst. Naja, und als Rotlicht-MV.de gehören wir ja selbst zum Feindbild, also zur kriminellen „Prostitutionslobby“. Mitspracherecht und vor allem recht können wir damit von Grund auf gar nicht haben.

So despotisch und totalitär ist also die EMMA…

rmv

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