Werden Kinder in der Umgebung eines Bordells geschädigt? Teil 2

Oder: Wenn Anwohner und Eltern ein mulmiges Gefühl haben

Dass sich Eltern in allen Belangen um ihre Kinder Sorgen und nur das Beste für sie wollen ist verständlich und nachvollziehbar. Doch allzu häufig beschreiten sie dabei einen Weg voller Widersprüche und ideologischen Fehlannahmen. Beispiel: Prostitution im Umfeld von Wohngebieten. Das ganze wird dann noch weiter aufgebauscht, sobald die darüber berichtenden Medien ihre journalistischen Ansprüche vergessen und tendenziös und voreingenommen argumentieren. Schon im ersten Teil „Werden Kinder in der Umgebung eines Bordells geschädigt“ und im Beitrag „Beschweren reicht – Diskutieren ist überflüssig!“ habe ich auf die seltsamen Ansichten von Eltern und Anwohnern zu diesem Thema aufmerksam gemacht.

Warum nun Kinder von der Anwesenheit von Modellwohnungen / Massageclubs / Bordellen etc. negativ beeinflusst und verdorben, sogar körperlich gefährdet werden, wird nie logisch belegt. Es wird immer nur behauptet.

Hier nun einige (zum Teil sehr skurrile und alberne) Zitate, die Eltern/Anwohner gegenüber verschiedenen Zeitungen gemacht haben:

  • „Wenn die Kinder mit den Eltern dort vorbeigehen und fragen, was dort passiert, sind die Erwachsenen in Erklärungsnot. Das ist nicht zumutbar.“
  • “Also Man merkt, die Männer kommen, es wird das Fenster zugemacht. Wenn die Männer wieder gehen, wird das Fenster wieder aufgemacht und man hört auch die Dusche. Ich finde dass hier etwas gemacht werden muss, weil ich finde das nicht in Ordnung, dass das so in nem Wohnbereich passiert. In Bauzen ist Prostitution sowieso nicht erlaubt.”
  • „Ich habe ein mulmiges Gefühl. Ich habe Angst, meine siebenjährige Tochter den Weg allein gehen zu lassen. Erst vor Kurzem habe ich einen Mann mit einer leicht bekleideten Frau dort hinausgehen sehen und war erschrocken.
  • „Wer weiß, was für Leute da ein und aus gehen?“
  • „Für ein Bordell ist der Standort sehr unpassend. Unsere Kinder gehen dort zur Schule. Und schon bald wird es wieder früher dunkel.“
  • „Früher war da eine Bar drin, dann wurde diese umgebaut und plötzlich standen immer mehr dubiose Autos in der Straße“
  • „Das ist eine mulmige Sachlage hier. Vor allem weil hier viele Kinder vorbeilaufen.“
  • „Zunächst bleibe die Sorge, dass die Nähe des Bordells zur Kita vor allem Männer mit pädophilen Neigungen anziehen könnte.“
  • >>Sie fürchten nun „Halbweltgestalten, Drogen, Lärm, im schlimmsten Fall organisierte Kriminalität in ihrem Wohnumfeld.<<
  • „Mama, warum hat die Frau keine Hose an?“ Tim ist fünf Jahre alt und brachte seine Mutter oft in Verlegenheit mit Fragen nach der ungewöhnlichen Nachbarschaft.“
  • „Auf der einen Seite will man strenger gegen Kinderschänder vorgehen und dann soll gegenüber von Kinderspielplätzen ein Bordell errichtet werden. Also da fragt man sich schon…“
  • >>[…]sagt ein älterer Herr, der neben der Wertminderung seines Häuschens auch eine negative Beeinflussung der Kinder fürchtete<<
  • […] außerdem verwechseln sie [Freier, anm.d.Red.] öfter mal Joggerinnen mit Prostituierten.“
  • „Ich möchte meine achtjährige Tochter guten Gewissens allein in die Schule schicken können“ >>Jetzt mache sie sich Sorgen – auch, weil man aus den Fenstern des Etablissements direkt auf den Schulhof schauen könne.<<
  • „alles erdenklich Mögliche im Interesse der Kinder und Anwohner zu unternehmen, den Bordellbetrieb zu unterbinden”

Neben allerlei unlogischen Aussagen, werden hier, wie so oft, auch unhaltbare Behauptungen aufgestellt, wird das Milieu pauschal in jedwede Richtung kriminalisiert, mit Pädophilie und Drogenmissbrauch gleichgesetzt usw..

Was die Kinder wohl wirklich ängstigt und beeinflusst, ist das katastrophale Halbwissen und die Scheinmoral der Eltern/Anwohner.

rmv

Nachtrag: 18.09.2013:

Auch in Lübeck wird gerade heiß über ein geplantes Bordell diskutiert. Natürlich kommen von der Gegenseite wieder jene größtenteils unhaltbaren Behauptungen. Interessant ist jedoch die Diskussion auf facebook. Erstaunlicherweise hat der große Teil der Zuwortmelder nichts gegen das Bordell und entkräftet auch solche Aussagen wie „Würdest du es toll finden wenn man seine Kinder nicht draußen spielen lassen kann weil man nie weiß was für komische Gestalten dort rumrennen?“

Hier sieht man wieder ganz deutlich, wie paradox und undemokratisch Themen um Prostitution und Co. behandelt werden. Eine kleine Fraktion ist dagegen und bekommt dank populistischer Argumentation dennoch Gehör und Recht. Wie schon mal angemerkt: Beim Thema Sex versagt scheinbar das demokratische Prinzip der Mehrheit.

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