SeLa: #rotlichtan zum Welthurentag am 2. Juni

Am 2. Juni wird jährlich dem Protest jener Sexarbeiter*innen gedacht, die 1975 in Lyon (Frankreich) eine Kirche besetzten um auf ihre schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen aufmerksam zu machen. Der Welthurentag steht weltweit für den Kampf um Anerkennung von Sexarbeit, gegen Diskriminierung, Stigmatisierung und Entmündigung von Sexarbeiter*innen.

Der diesjährige Welthurentag findet im Zeichen von Corona statt. Seit dem 17.03.2020 haben Sexarbeitsstätten in M-V geschlossen. Während körpernahe Dienstleister*innen wie Massage, Friseure, Pediküre unter Auflagen seit Mai wieder Einkommen beziehen, bleibt für Sexarbeiter*innen die Arbeit untersagt. Dies hat ökonomische und soziale Folgen für Sexarbeiter*innen.

SeLA berät, begleitet und unterstützt auch vor Corona Sexarbeiter*innen, die von Diskriminierung, Stigmatisierung, erschwerten Arbeitsbedingungen und hochschwelligem Zugang zu öffentlichen Leistungssystemen betroffen sind. Viele von SeLAs Klient*innen haben nicht die Möglichkeit, sich ein finanzielles Polster aufzubauen. Durch das Sexarbeitsverbot im Rahmen der Maßnahmen zu Corona sahen sie sich gezwungen, in ihre Heimat- und Herkunftsländer zu reisen. Für die Hiergebliebenen gibt es wenig Alternativen. Ausbleibende Einnahmen, erschwerter Zugang zu öffentlichen Hilfesystemen und drohende Wohnungslosigkeit führen zwangsweise zu erschwerten und gesundheitsgefährdenden Bedingungen in der Sexarbeit. Um das Überleben zu sichern, wird illegal gearbeitet. Das Nichteinhalten des Arbeitsverbotes zieht wiederum Bußgeldstrafen nach sich, die die Sexarbeiter*innen in langfristige finanzielle Schwierigkeiten bringt. Sexarbeiter*innen ohne festen Wohnsitz begeben sich neben finanziellen, auch in soziale Abhängigkeiten. Letztlich ist eine Prekarisierung der Lebensbedingungen vieler Sexarbeiter*innen zu beobachten.

Mit der bundesweiten Kampagne des BesD e.V.: RotlichtAN! wird am diesjährigen 2. Juni ein Zeichen für alle Sexarbeiter*innen gesetzt. Unter anderem auch um ein generelles Sexkaufverbot abzulehnen. Die derzeitigen Corona-Maßnahmen zeigen deutlich, dass Sexarbeit ins Dunkelfeld gerät. Deshalb unterstützt SeLA die Kampagne #rotlichtan.

Hintergund: Sexarbeit ist soziale Realität.

Als Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit berät SeLA seit 2014 in Rostock Sexarbeiter*innen. Auch wenn Sexarbeit kein Beruf wie jeder andere ist, sind die Menschen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten oder in Anspruch nehmen, Teil unserer Gesellschaft. SeLA schätzt, dass mindestens 200 Menschen in Rostock regelmäßig der Sexarbeit nachgehen. Hierzu gehören Männer die Sex für Männer anbieten (MSM), Trans*Sexarbeiterinnen und Frauen. Etwa ein Drittel davon sind reisende Dienstleister*innen, der Rest lebt hier mitten unter uns.

Sexarbeit ist eine freiwillige Dienstleistung zwischen zwei volljährigen mündigen Geschäftspartner*innen. Ist Sex nicht freiwillig, handelt es sich um sexualisierte Gewalt. Dies wird strafrechtlich verfolgt.

Sexarbeit ist gesetzlich reguliert. Mit dem ProstituiertenSchutzGesetz von 2017 wurden umfassende Rechte und Pflichten umgesetzt, die für alle Menschen in der Sexarbeit gelten.

Jede Person hat ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und damit auch die Möglichkeit sich für Sexarbeit zu entscheiden.

Wir setzen uns für die Belange von Sexarbeiter*innen ein und begleiten sie auf ihrem Weg für dauerhaft gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Ein diskutiertes Sexkaufverbot lehnen wir ab, da es Sexarbeit noch stärker tabuisiert und ins Dunkelfeld verdrängt.

Quelle: SeLA – Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit

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