Abolitionismus

Abolitionismus – Wenn Sexarbeit kriminalisiert werden soll

Der Begriff Abolitionismus hat historische Wurzeln in der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, wird heute aber auch im Kontext der Prostitution verwendet. In der modernen Debatte beschreibt Abolitionismus eine politische Haltung, die das langfristige Ziel verfolgt, Sexarbeit abzuschaffen, indem Kund_innen kriminalisiert und alternative Lebenswege für Sexarbeiter_innen gefördert werden. Doch was bedeutet das konkret – und welche Kritik gibt es an diesem Modell?

Was versteht man unter Abolitionismus?

Der neue Abolitionismus bezieht sich auf eine Bewegung, die Sexarbeit nicht als regulierbares Gewerbe, sondern als gesellschaftliches Problem betrachtet, das es zu bekämpfen gilt. Dabei setzen sich Abolitionist_innen für das sogenannte Sexkaufverbot ein, auch bekannt als das Nordische Modell. Dieses Modell wurde erstmals in Schweden eingeführt und zielt darauf ab, die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen zu reduzieren, indem nicht die Sexarbeiter_innen selbst, sondern ihre Kund*innen und Unterstützenden kriminalisiert werden.

Die zentralen Punkte des abolitionistischen Ansatzes:

🔴 Kriminalisierung der Freier – Wer sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nimmt, macht sich strafbar.
🔴 Sexarbeit als Gewalt gegen Frauen – Abolitionist_innen betrachten Prostitution als Ausbeutung und lehnen die Idee freiwilliger Sexarbeit ab.
🔴 Förderung von „Ausstiegsprogrammen“ – Staatliche Maßnahmen sollen Sexarbeiter_innen aus dem Gewerbe herausführen und in andere Berufe vermitteln.

Kritik am abolitionistischen Modell

Während Abolitionist_innen ihr Modell als feministischen Fortschritt sehen, gibt es von Menschenrechtsorganisationen, Sexarbeitsverbänden und Wissenschaftler_innen erhebliche Kritik:

⚠️ Kriminalisierung führt zu mehr Unsicherheit: In Ländern mit Sexkaufverboten berichten Sexarbeiter*innen von erhöhtem Druck, heimlich zu arbeiten, was sie anfälliger für Gewalt macht.

⚠️ Sexarbeit wird nicht abgeschafft – sondern nur gefährlicher: Die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen verschwindet nicht, sondern verlagert sich in versteckte und unkontrollierte Bereiche.

⚠️ Sexarbeiter*innen verlieren ihre Selbstbestimmung: Abolitionismus spricht Betroffenen oft die Entscheidungsfähigkeit ab und geht nicht auf die individuellen Gründe ein, warum Menschen in der Sexarbeit tätig sind.

⚠️ Menschenhandel und Sexarbeit sind nicht dasselbe: Viele abolitionistische Argumente setzen Prostitution automatisch mit Zwang und Ausbeutung gleich, ignorieren jedoch die Stimmen selbstbestimmter Sexarbeiter*innen, die für eine bessere Regulierung statt für ein Verbot kämpfen.

Fazit: Ein umstrittenes Modell

Der Abolitionismus ist ein emotional aufgeladenes Thema in der Debatte um Sexarbeit. Während Befürworter_innen ihn als Weg zur Gleichstellung sehen, kritisieren Sexarbeiter_innenverbände und Menschenrechtsorganisationen die negativen Auswirkungen für Betroffene. Statt einer Kriminalisierung fordern viele Expert*innen eine rechtliche Anerkennung von Sexarbeit als Beruf, der unter sicheren Bedingungen ausgeübt werden kann.

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