Verrichtungsboxen

Verrichtungsboxen – Diskretion, Sicherheit und Kontroversen in der Sexarbeit

Verrichtungsboxen – ein Begriff, der in der Sexarbeit ebenso umstritten wie praktisch ist. Diese speziellen Einrichtungen, oft auch als Sexboxen bekannt, bieten Sexarbeiter_innen und Kund_innen einen geschützten Raum für diskrete Begegnungen. Doch wie funktionieren diese Boxen, welche Vorteile bringen sie, und warum gibt es auch Kritik an ihnen?

Was sind Verrichtungsboxen?

Verrichtungsboxen sind abgeschirmte Stellplätze oder kleine, meist überdachte Kabinen, die in einigen Städten als regulierte Orte für Straßenprostitution dienen. Sie wurden in erster Linie geschaffen, um Sexarbeit sicherer zu machen und das Straßenbild zu entlasten.

Typische Merkmale einer Verrichtungsbox:
✅ Diskrete, geschlossene Stellflächen für die Kund_innen-Fahrzeuge oder für Dienstleistungen direkt in der Box.
✅ Schutz vor Öffentlichkeit durch blickdichte Wände und eine ruhige, abgeschottete Lage.
✅ Notfallknöpfe und Sicherheitsmaßnahmen für Sexarbeiter_innen, um Hilfe zu rufen, falls Gefahr besteht.
✅ Begleitende Sozial- und Gesundheitsangebote, oft mit Beratungsstellen und Schutzräumen in der Nähe.

Diese Boxen werden meist in Rotlichtzonen oder in speziell genehmigten Bereichen von Städten errichtet – bekannt vor allem aus Zürich, Utrecht oder Köln.

Warum gibt es Verrichtungsboxen?

Die Idee hinter Verrichtungsboxen ist es, die Sicherheit für Sexarbeiter*innen zu erhöhen und gleichzeitig Konflikte mit Anwohner_innen in Rotlichtvierteln zu reduzieren. In Städten mit aktiver Straßenprostitution gibt es häufig Probleme mit öffentlichen Plätzen, an denen Kund_innen und Sexarbeiter_innen sich begegnen. Eine regulierte Lösung wie die Verrichtungsboxen soll:

🔹 Gefahren für Sexarbeiter*innen minimieren – da sie nicht in dunklen Ecken oder abgelegenen Gebieten arbeiten müssen.
🔹 Diskretion und Sauberkeit gewährleisten – Verrichtungsboxen sind speziell ausgestattet, um hygienische und geschützte Arbeitsbedingungen zu schaffen.
🔹 Die Stadt entlasten – weniger Beschwerden von Anwohner*innen und weniger Straßenprostitution an ungeeigneten Orten.

Kritik an Verrichtungsboxen

Obwohl die Idee Sicherheit verspricht, gibt es auch kritische Stimmen aus der Sexarbeitsbranche:

⚠️ Zwangsverlagerung der Sexarbeit – Wer nicht in die Boxen passt oder sich an die vorgeschriebenen Regeln hält, muss an unsichere Orte ausweichen.
⚠️ Stigmatisierung durch Abgrenzung – Die Boxen werden oft als Zeichen der „Unerwünschtheit“ betrachtet, statt Sexarbeit als normalen Beruf zu akzeptieren.
⚠️ Mangelnde Wahlfreiheit – Manche Sexarbeiter*innen fühlen sich durch die festgelegten Zonen in ihrer Berufsausübung eingeschränkt.

Viele Expert*innen und Verbände, darunter der BSD – Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e. V., betonen, dass sichere Arbeitsbedingungen auch ohne räumliche Isolation möglich sind – etwa durch bessere Regulierung und weniger Stigmatisierung.

Verrichtungsboxen – Schutz oder Kontrolle?

Verrichtungsboxen sind ein umstrittenes Konzept zwischen Schutzmaßnahme und struktureller Kontrolle. Während sie in manchen Städten als pragmatische Lösung gelten, sehen Kritiker_innen darin eine Maßnahme, die Sexarbeit weiter aus dem Stadtbild drängen soll. Wichtig bleibt die Frage: Wie können Sexarbeiter_innen wirklich sicher arbeiten – ohne dabei diskriminiert oder reglementiert zu werden?

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