Sexwork auf die softe Weise

Was ist Prostitution und was nicht? Wie das Netz für immer mehr Variantenreichtum sorgt

Während dieser Tage die große Koalition darüber diskutiert, welche Punkte ins neue Prostitutionsgesetz Einzug finden und welche nicht, ist man sich in Berlin zumindest darin einig, dass man für Deutschland kein Verbot von Sexarbeit wolle. Dennoch scheint in den meisten politischen Köpfen die Vorstellung herumzugeistern Sexarbeit ist ausschließlich Prostitution auf dem Strich, im Bordell und in einer Terminwohnung. Die weiteren Facetten und Varianten – schon allein durch deren Existenz ein generelles Verbot nie und nirgends realisiert werden kann (auch nicht in Schweden) – bleiben stets außen vor. Und ich meine jetzt nicht nur den Service von Dominas, Sexualassistenten, Tantramasseuren oder Pornodarstellerinnen.

Im Besonderen seit Beginn des digitalen Zeitalters entstehen immer neue Möglichkeiten, mit denen man Geld „verdienen“ kann, indem man eine irgendwie geartete sexuelle Leistung anbietet. Sei es nun mittels Auktionsbörsen – Eine Nacht mit Person XY ersteigern? Kein Problem – oder mittels Livecams – Cybersex hat immerhin einen enormen Reiz. Auf diversen Seitensprung- bzw. Casual Dating-Portalen erwarten manche Mitglieder ebenfalls „Geschenke“ für ein Sex-Treffen. Streng genommen sind dies alles Varianten von Prostitution (auch wenn das wohl die meisten Leute nicht so sehen) bzw. besser: Sexarbeit. Denn: Prostitution = Die Vornahme einer sexuellen Handlungen gegen Entgelt. Und, da werden mir jetzt wohl mehr zustimmen: eine sexuelle Handlung ist eben nicht notwendigerweise und ausschließlich der Geschlechtsakt selbst.

Aber es gibt noch weitere Varianten. So ermöglicht es z.B. die crowdfunding website „PiggyBankGirls“ auf ganz besondere Weise Privatpersonen an finanzielle Unterstützung zu kommen. Iphone kaputt? Nicht weiter schlimm. Denn wer für dich spendet, erhält ganz exclusive Fotos/Videos von dir! In welche Kategorie fällt das? Ist das am Ende nicht auch eine, wenn auch softe, sexuelle Handlungen gegen Entgelt?

Auf jeden Fall kann man Debatten rund um Sexdienstleistungen aller Art nicht einfach pauschal und mit antiquiertem Denken versetzt führen, wie dies meist getan wird. Sex ist nun mal immanent im Menschlichen Leben verankert und so vielschichtig wie man nur denken kann. Wer Sex verbieten will, hat entweder keine Ahnung oder … eben keine Ahnung.

rmv

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