Über 50 Bordellbetreiber*innen reichen Strafanzeige gegen Bundestagsabgeordnete ein

Leni Breymaier (SPD) wird Falsche Verdächtigung, Üble Nachrede und Verleumdung vorgeworfen

Querdenkerin Leni Breymaier (SPD-Bundestagsabgeordnete) attestierte vor genau einem Monat dem gesamten Rotlicht- und Bordellgewerbe ein strukturelles und umfassendes Versagen. Sie warf der Branche (ohne hier zu differenzieren) „unvorstellbare Menschenrechtsverletzungen“ vor, die nicht nur die Regel seien, sondern noch dazu angeblich bundesweit „tagtäglich“ geschehen sollen (siehe unseren Beitrag vom 08.12.2020). Natürlich blieben diese ungeheuerlichen Anschuldigungen nicht folgenlos.

Über 50 Bordellbetreiber*innen (kleine und große Wohnungsbordelle, Laufhäuser, Bars, Tabledance-Bars etc.) haben sich deutschlandweit zusammengeschlossen und Ende Dezember Strafanzeige gegen die Abgeordnete und Mitbegründerin von Sisters e.V. bei den Staatsanwaltschaften in Baden-Württemberg und Berlin eingereicht. Ihr werden von den Kläger_innen Vergehen nach § 164, StGB§ 186 StGB und § 187 StGB vorgeworfen. 

Gestern (vom 06.01.2020) hat der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen übrigens zu einer virtuellen Pressekonferenz unter dem Titel „Dreikönigstreffen im Bordell“ geladen. Das Hauptthema: „Schluss mit den Unwahrheiten und mit der Verunglimpfung einer legal arbeitenden Branche!“

Ein paar O-Töne:

S. Goretzki/Bordellbetreiberin aus Berlin: „Frau Breymaier zeigt mit ihren undifferenzierten Behauptungen einmal mehr, dass sie keine Ahnung von der Sexbranche hat und nur Lügen verbreiten kann.“

Nadine Maletzki/Bordellbetreiberin aus Frankfurt/Main: „Im Rahmen des Erlaubnisverfahrens nach dem ProstSchG haben mich die Behörden umfangreich geprüft. Alle Vorgaben wurden von mir erfüllt. Ich wehre mich dagegen, als Kriminelle bezeichnet zu werden.“

N. Kekenj/Bordellbetreiber aus Freiburg: „Ich halte mich an Gesetz und Recht und lasse mich von Frau Breymaier nicht weiter beleidigen und verunglimpfen. Ich bin immer meiner Steuerpflicht nachgekommen. Also stehen mir jetzt auch die staatlichen Corona-Unterstützungen zu.“

Unter dem Titel „Anzeige gegen Bundestagsabgeordnete: Bordellbetreibende gegen MdB“ hat gestern die linke taz über die Causa „Breymaier“ bzw. über die Vorwürfe, die Klagen und die Pressekonferenz berichtet. Die Zeitung hat Frau Breymeier entsprechend gebeten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Wenig überraschend hat sich die Bundestagsabgeordnete dann wie ein in die Ecke gedrängter, querdenkender Gewohnheitspopulist geäußert. Der taz sagte sie: >>sie verbuche den Vorgang „unter den in der Branche durchaus üblichen Einschüchterungsversuchen“. Deutschland sei Zielland des europäischen Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Sie frage, „wer die Profiteure dieser Machenschaften“ seien und freue sich auf die öffentliche Debatte im Zuge der Anzeige.<<

Eine zugegebenermaßen verquere Äußerung einer Sozialdemokratin, gerade in den aktuellen Zeiten, wo solcherlei Rethorik vornehmlich bei rechten Realitätsverweigerern zu finden ist. Eine gewählte, demokratische Volksvertreterin, die sich über einen solchen Prozess freut … leider untragbar.

rde

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