Wenn CSU-Politiker einen Ăśberwachungsstaat wollen …

Hans-Peter Uhl: „Rotlichtmilieu hauptsächlich von kriminellen Banden aus dem Ausland beherrscht“

Warum man Hans-Peter Uhl regelmäßig als vermeintlichen Fachmann für Prostitutionsfragen zu Wort kommen lässt, ist ein Rätsel (auch in diesem Beitrag haben wir uns das gefragt). Mit eloquenten und sachlich fundierten Aussagen zum Thema glänzt er zumindest nicht. Der Bundestagsabgeordnete und Innenpolitiker macht da eher durch zänkische und plakative Worthülsen von sich Reden. Aktuell kommt er auf Schwaebische.de, dem Onlineportal der Schwäbische Zeitung, in einem Interview zu Wort.

Und in diesem Gespräch ist es nicht anders. So verbreitet er wieder sein eindimensionales und verklärtes Weltbild von einem durchweg kriminellen und menschenverachtenden Millieu, welches völlig losgelöst jedweder Kontrolle durch die exikutiven Organe des Staates vor sich hin floriert. Hier seien einmal ein paar Aussagen Uhls zitiert:

– „Die Zwangsprostitution hat sich genauso wie der Menschenhandel immens verstärkt.“

Leider wird diese Behauptung regelmäßig von Milieugegnern ohne Erbringen von Beweisen und Zahlen aufgestellt. Zugrunde liegt aber meistens eine Aussage aus der Göttinger Studie von 2011 (im Blog oft thematisiert, z.B. hier), die dann aber unvollständig wiedergegeben wird.

– „Es ist heute ja einfacher ein Bordell zu betreiben, als eine Gaststätte.“

Dieses unwahre Blabla-Gewäsch scheint ein wahnsinnig geliebter Satz Uhls zu sein. Kaum ein Interview zum Thema ohne diese Behauptung. Schade, dass er damit Gehör findet. Und der Abgeordnete setzt in seinem nächsten Satz noch einen drauf:

– „In Bordellen können die Betreiber unkontrolliert machen was sie wollen und das ist ein guter Nährboden fĂĽr Kriminalität.“

Es ist auch so angenehm einfach, hat man mal einen Sündenbock, aufgrund von Einzelfällen das ganze Gewerbe zu stigmatisieren.

– „Erstens möchten wir eine Erlaubnispflicht fĂĽr Bordellbetriebe durchsetzen. Durch Razzien könnte dann kontrolliert werden, ob die Auflagen eingehalten werden. […] „Zweitens möchten wir Gesundheitsuntersuchungen fĂĽr Prostituierte zur Pflicht machen.“

Klar, Herr Uhl will einen Überwachungsstaat, eine polizeiliche Komplettüberwachung. Natürlich bestreitet er das im weiteren Verlauf des Gesprächs. Diese Annahme sei irreführend, so der 68-Jährige. Außerdem fände momentan gar keine Überwachung statt, behauptet er weiter.

– „Tatsächlich herrschen hauptsächlich organisierte kriminelle Banden aus dem Ausland ĂĽber das Rotlichtmilieu.“

Natürlich braucht man nicht die Augen davor verschließen, dass z.B. Rockervereinigungen, rumänische Zuhälterbanden und einzelne Kriminelle einen bestimmten Bereich beherrschen und damit das allgemeingesellschaftliche Bild der Prostitution prägen. Aber diese Aussage ist ja nun völlig unqualifiziert und falsch. In welcher Märchenwelt lebt Hans-Peter Uhl eigentlich?

An dieser Stelle darf man vielleicht mal ebenso oberflächlich und vorurteilsbelastet Argumentieren:

Wie soll man einen solchen Umgang mit dem Thema Prostitution auch anders von einem christlich konservativen und patriotischen CSU-Mann erwarten, der Mitglied in einer studentischen Burschenschaft ist, dessen Credo „bedingungslos loyaler Zusammenhalt“ ist, der die Mitglieder des Chaos Computer Clubs als „Pseudo-Computerexperten“ und „moralisch verkommen“ diffamierte, der sich vor terrorverdächtigen Minderjährigen fĂĽrchtet und daher Daten von Zwölfjährigen auf Vorrat speichern wollte, der meint, „Killerspiele“ wĂĽrden stets „ĂĽble Instinkte im Menschen wachrufen“, der sich beim Thema Ausländerpolitik keine Freunde macht …

rmv

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