Wider die Gewalt an Sexarbeiter:innen

Rote Regenschirme

Der 17. Dezember stand einmal mehr im Zeichen der Sexarbeit. Leider aus einem Grund, der scheinbar nie an Aktualität verliert. Denn am 17.12. ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter:innen (International Day to End Violence Against Sex Workers). Auch heute noch erfahren Sexarbeiter*innen weltweit aufgrund ihrer Tätigkeit Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt. Mit weitreichenden Folgen.

Eingeführt wurde der Jahrestag 2006 in den USA, nachdem die Aktivistin Annie Sprinkle bereits seit 2003 Demonstrationen für die Rechte und Anerkennung von Prostituierten initieerte. Anlass war eine der größten Mordserien in der Geschichte der USA, durch den US-Amerikaner Gary Leon Ridgway („Green River Killer“). Ridgway tötete in den 1980er Jahren 49 Frauen (vermutet werden bis zu 71 Opfer), von denen der größte Teil Sexarbeiterinnen waren. Wie Ridgway bei seinem Prozess aussagte, seien seine Motive der Hass gegen Sexarbeiterinnen sowie die gesellschaftliche Schutzlosigkeit der Sexarbeiterinnen gewesen.

„Gesellschaftliche Schutzlosigkeit von Sexarbeiter:innen“ – genau das ist es, worin die Gefahr liegt. Dieser Schutzlosigkeit bieten Kriminalisierungen und Arbeitsverbote vorschub. Mit dem internationalen Tag gegen Gewalt an SexarbeiterInnen am 17. Dezember 2023 kämpfen zahlreiche Vereine, Verbände, Fachberatungsstellen und NGOs fĂĽr das Ende der Kriminalisierung, fordern ein Ende der Diskriminierung und gesellschaftlichen Marginalisierung von Sexarbeiter:innen.

Im folgenden ein Paar Positionen und Texte zum Weiterlesen fĂĽr euch:

„Sexarbeitsgegnerinnen behaupten, gegen Gewalt an Frauen zu kämpfen, indem sie Sexarbeit/Prostitution verbieten wollen. Aber wir Sexarbeiterinnen wissen genau, dass die Gewalt, der wir ausgesetzt sind, gerade durch die Kriminalisierung unserer Arbeit verstärkt wĂĽrde.“

Nadine – BesD-Beauftragte für Forschung & Internationales

Aus „Verbote und Kriminalisierung im Kampf gegen Gewalt in der Prostitution: Ein Teufelskreis“ (Quelle: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen)

„Denn wenn Sexarbeitende sich nicht an die Behörden wenden können, da sie keinerlei Rechte haben, die sie im Notfall einklagen können, wenn Kund*innen Missstände nicht mehr anzeigen können, da sie sich durch den Sexkauf strafbar gemacht haben, ist das ein Freifahrtschein fĂĽr organisierte Kriminalität und Menschenhandel.“

Daniel Langenhorst (Sexarbeiter)

Aus „Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Sexarbeitenden“ (Quelle: Piratenpartei Deutschland)

„Menschen, die Sexarbeit ausĂĽben, haben das Recht, ihrer Arbeit sicher und gewaltfrei nachzugehen. Leider entspricht dies nicht immer der Realität.“

Antje Töpfer (Frauenstaatssekretärin in Brandenburg)

Aus „Tag zur Beendigung von Gewalt an Sexarbeiter*innen“ (Quelle: Land Brandenburg, Ministerium fĂĽr Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz)

„Prostitution verbieten – Ganz klar nein. Die Coronakrise hat gezeigt, wie schwierig das ist: Prostitution wurde auf die Schnelle verboten, aber sie ging weiter. Und mit einem Gesetz ist die Vermutung einfach sehr hoch, dass die Prostitution trotzdem weitergehen wĂĽrde, auch wenn sie verboten wäre. Das macht es dann wiederum schwieriger fĂĽr die Frauen, gerade wenn sie Gewalt erfahren, sich Hilfen zu holen, weil sie dann der Illegalität nachgehen.“

Rene Pieper (Leiter der Prostituiertenhilfe des Sozialdienstes katholischer Frauen in Köln)

Aus „Tag gegen Gewalt an Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern“ (Quelle: Domradio.de)

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