Wie der Spiegel die Wahrheit verdreht – Klappe die Zweite

Bericht „Aus der Deckung“ von Ann-Katrin Müller spielt mit Klischees und Halbwahrheiten

„Aus der Deckung“ heißt ein in der gerade erschienenen Spiegelausgabe (14/2015). Autorin Ann-Katrin Müller klärt darin auf, wie „dubiose Verbände gemeinsam mit Bordellbetreibern gegen Regeln für die Sexbranche kämpfen“. Sie schreibt über Lobbyistinnen, wie Fabienne Freymadl, die „Stimmung gegen eine Reform des Prostitutionsgesetzes machen“ – eine Reform die ja nur „die schlimmsten Auswüchse des Sexgewerbes in Deutschland beschneiden“ will. Auch hat Müller herausgefunden, dass es Verbänden wie dem BesD offenbar „nicht nur um die Belange der Huren geht“. Merkwürdig sei vor allem, dass diese Lobbyverbände dafür eintreten, dass „Deutschland so wenig Regulierung wie möglich“ brauche und Sexarbeiter mit „so wenig Bestimmungen wie möglich behelligt“ werden sollen. Deren Forderungen seien dabei durchweg „radikal“, Kritiker_innen würden nicht selten als „Nazi“ bezeichnet.

Ja, Frau Ann-Katrin Müller klärt schonungslos auf! Oder doch nicht?

Dass es der Spiegel und seinen Redakteuren bei den Recherchen und Berichterstattungen zum Thema Prostitution nicht so genau nimmt mit Genauigkeit und Wahrheit hat, zeigte sich schon einmal, im Mai 2013, als das Magazin titelte: “Bordell Deutschland – Wie der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert”. Doch der Spiegel glänzte nicht mit investigativem Journalismus. Im Gegenteil, man unterließ es, wichtige Zusammenhänge und Hintergründe aufzuführen, man konstruierte Wahrheiten, erfand vermeintliche Tatsachen, verdrehte Fakten, spielte mit gängigen Klischees und gab ein Interview völlig unzureichend und verfälschend wider. (wir berichteten)

In weiten Kreisen sorgte jene Spiegelausgabe für laute Kritik und Aufbegehren. Das Magazin hat aber nichts daraus gelernt. nur einige Monate später kam der nächste boulewardesque Streich gegen das Sexgewerbe (siehe unseren Kommentar hier).

Und 2015 … ein kleines Dejk Déjà-vu! Mit so wenig Fakten und Neutralität, hingegen soviel Stimmungsmache wie möglich, „klärt“ die Autorin über vermeintliche Hintergründe einer ganzen Branche auf.

Hier einige deutliche Kommentare der betroffenen Personen und Verbände… :

Fabienne Freymadl:

Liebe Ann-Katrin Müller vom Spiegel

Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland

UEGD Stellungnahme zum Spiegel-Bericht vom 29.03.2015

Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen

Kommentar zu “Aus der Deckung” von Ann-Katrin Müller (SPIEGEL 14/2015)

Research Projekt Germany

ZerrSPIEGEL: Die Angst der Medien vor der Wahrheit

menschenhandelheute.net

Prostitutionsdebatte: Wie Sexarbeiter*innen und Betroffene von Menschenhandel gegeneinander ausgespielt werden

Übrigens: Auf video.spiegel.de gibt es ein Video von Ann-Katrin Müller, in welchem sie über ihre Recherche spricht. Das seltsame ist, dass ihre Ausführungen über ihre Herangehensweise und Intention in keinster Weise dem ihres Textes entsprechen. Da stellt sich die Frage, ob sie sich im Video nur als seriöse Journalistin gibt und im Text dann ihre eigenen Stammtischpolemik nachgibt. Oder ob die Chefredaktion des Spiegel Müllers Beitrag letztendlich völlig umgeschrieben und deren Meinungsbild entsprechend bearbeitet hat.

rmv

Nachtrag, 30.04.2015: Thilo Baum, Kommunikationswissenschaftler, Journalist und Autor, berichtet in seinem Blog dass er sein „Spiegel“-Abo gekündigt hat. Grund: „Wer lässt sich schon gerne für dumm verkaufen und bezahlt auch noch dafür? Ich nicht. Und darum habe ich nun, nach etlichen Jahren, mein „Spiegel“-Abo gekündigt. Das Blatt, das früher einmal ein Nachrichtenmagazin war und als „Sturmgeschütz der Demokratie“ galt, ist derzeit nicht lesbar. Ich habe zurzeit schlicht keine Ahnung, ob stimmt, was im Heft steht. Ich kann mich nicht darauf verlassen.“
Wie begründet er das? U.a. indem er Müllers Beitrag „Aus der Deckung“ analysiert und wertet. Baum wirft den Spiegel-Journalisten dabei vor, nicht ergebnisoffen sondern immer mit vorher feststehendem „Skript im Kopf“ zu recherchieren.
Lesenswert…

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