SeLA: Fachliche Begleitung für Menschen in der Sexarbeit seit 2014
In der Hansestadt Rostock bieten die Sozialarbeiterinnen Nadine Herrmann und Sandra Kamitz seit 2014 in der Beratungsstelle SeLA umfassende Beratung und Unterstützung für Sexarbeiter_innen an. In den letzten Jahren wurden über 3.000 Beratungen in der Doberaner Straße 7 sowie direkt an den Arbeitsorten, wie Modellwohnungen, Clubs und Massagen, durchgeführt. Die meist anonymen Beratungen sind speziell auf die vielfältigen Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen ausgerichtet.
SeLA unterstützt partiell Klientinnen bei Anliegen rund um ihre Tätigkeit, darunter Fragen zur rechtlichen Situation durch das ProstituiertenSchutzGesetz, Informationen zu Sozialversicherungen sowie zu steuerlichen Aspekten. Zudem werden gesundheitliche und persönliche psycho-soziale Anliegen der Unterstützungssuchenden behandelt. Dabei handelt es sich überwiegend um Sexarbeiterinnen, die nicht in Deutschland wohnhaft sind, jedoch auf selbständiger Basis in der BRD tätig sind.
Der niedrigschwellige Zugang zu Beratungsangeboten ist besonders wichtig für die stark tabuisierten und stigmatisierten Arbeitsverhältnisse, die in der Sexarbeit herrschen. Viele Klient*innen von SeLA verheimlichen ihre Tätigkeit aus Angst vor Verurteilung durch Familie und Freunde, was eine zusätzliche Belastung in ihrem Alltag darstellt.
SeLA setzt sich seit zehn Jahren aktiv für die Sichtbarkeit der Sexarbeit ein und verfolgt das Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen zu verbessern.
Mit großer Sorge beobachtet SeLA den politischen Diskurs zum Sexkaufverbot in Deutschland. Hier wird derzeit von Vertreter_innen der CDU/CSU und SPD, noch bevor die Evaluation des ProstituiertenSchutzGesetzes im Sommer 2025 veröffentlicht wird, eine gesetzliche Richtungsänderung gefordert, die ein komplettes Verbot von Prostitutionsstätten und die Bestrafung von Kunden/Freiern umfasst. SeLA bleibt kritisch und weist daraufhin, dass eine derartige Prostitutionspolitik langfristig Sexarbeiterinnen kriminalisieren und die Tätigkeit in die Illegalität drängen könnte.
Diese Situation hätte gravierende Folgen für den Schutz von Menschen in der Sexarbeit, die zwar legal tätig sind, aber keine sicheren Orte zur Ausübung ihrer Arbeit anmieten können. Langfristig wird sich diese Entwicklung auch negativ auf den Zugang zu Beratungsangeboten wie SeLA auswirken.
Zudem zeigen Erfahrungen in Ländern, die bereits ein Sexkaufverbot implementiert haben, wie Frankreich oder Schweden, dass vermeintlich positive Effekte sich bisher ausschließlich auf die öffentliche Sichtbarkeit der Sexarbeit beziehen. Für SeLA ist das Verschwinden aus dem öffentlichen Raum jedoch kein Argument, das für eine langfristige Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen spricht.
Es bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe von SeLA, Sexarbeiter*innen beratend und begleitend zu unterstützen. Gleichzeitig setzt sich die Beratungsstelle dafür ein, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Denn Sexarbeit ist und bleibt eine soziale Realität!
Quelle: STARK MACHEN e.V.