Das Restaurant „Zur alten Mühle“ lag idyllisch am Stadtrand, eingebettet zwischen sanften Hügeln und einem kleinen See. Die alte Holztür knarrte, als Marie sie aufstieß. Ein leises Knistern lag in der Luft – nicht nur das der wärmenden Kaminflammen, sondern auch das von Erinnerungen, die 30 Jahre überdauert hatten. Die Schulzeit schien so weit weg und doch zum Greifen nah.
Marie trug ein schlichtes, aber elegantes schwarzes Kleid, das ihre Kurven subtil betonte. Sie hatte lange überlegt, ob sie kommen sollte, doch Neugier und ein Hauch von Nostalgie hatten sie letztlich überzeugt. Die vertrauten Gesichter der alten Klassenkameraden, gealtert, aber voller Leben, begrüßten sie herzlich.
„Marie!“ Eine warme Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Als sie aufsah, begegnete sie den dunklen Augen von Lukas. Er hatte damals den Ruf des stillen Rebellen gehabt. Jetzt trug er einen gepflegten Dreitagebart, und seine Schultern füllten das Hemd auf eine Weise, die Marie eine angenehme Gänsehaut bescherte.
„Lukas! Das ist ja eine Überraschung. Ich dachte, du wärst nach der Schule komplett untergetaucht.“
„War ich auch“, antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln. „Aber solche Gelegenheiten sollte man nicht verpassen, oder?“
Sie verbrachten den Abend mit Gesprächen, Lachen und gemeinsamen Erinnerungen. Die Zeit schien zu fliegen. Lukas’ Gegenwart war wie ein Magnet. Seine Art, sich vorzulehnen, wenn er sprach, seine tiefe Stimme – alles zog sie in seinen Bann.
Später, als die ersten Teilnehmer sich verabschiedeten und die Gesellschaft kleiner wurde, bot Lukas an, Marie nach Hause zu fahren. Die kalte Nachtluft war eine willkommene Erfrischung, als sie zusammen zum Parkplatz gingen.
„Weißt du, was ich an solchen Treffen mag?“, fragte Lukas und lehnte sich gegen sein Auto. „Die Chance, Dinge nachzuholen, die man damals verpasst hat.“
Marie spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. Sie konnte die Spannung in der Luft fast greifen.
„Und was hast du damals verpasst?“, fragte sie mit gespielter Leichtigkeit, während sie ihn herausfordernd ansah.
Lukas trat näher. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen und wieder zu ihren Augen. „Dich.“
Der Moment zwischen ihnen wurde von einer elektrisierenden Stille ausgefüllt, bevor Lukas seine Hände sanft an ihre Taille legte und sie an sich zog. Sein Kuss war zärtlich und verlangend zugleich, und Marie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so begehrt gefühlt hatte.
„Wollen wir wirklich hier stehen bleiben?“, flüsterte sie, während ein schüchternes Lächeln ihre Lippen zierte.
Lukas grinste und öffnete die Autotür. „Dann lass uns einen besseren Ort finden.“
Sie fuhren zu einem Aussichtspunkt, der über die schlafende Kleinstadt blickte. Dort, im Schutz der Dunkelheit, entzündete sich ein Feuer, das seit Jahren in ihnen geschlummert hatte. Die anfängliche Zurückhaltung wich einer leidenschaftlichen Hingabe, als ihre Körper sich fanden. Die Kälte der Nacht war vergessen, während sie in den Armen des anderen Wärme und Verlangen spürten.
Als sie später nebeneinander saßen und die glitzernden Lichter der Stadt betrachteten, spürte Marie eine tiefe Zufriedenheit. Manchmal brauchte es nur ein Klassentreffen, um alte Funken neu zu entfachen.