Die EMMA kann’s einfach nicht lassen

Hasstiraden, Lügen und Verleumdungen gegenüber Sexarbeiterinnen am Fließband

Mein Gott, nimmt es denn kein Ende? Mitte August meldete sich Alice Schwarzer bekanntlich zurück und verfasste ihren unertragbar missionarischen, pseudo-barmherzigen und pathologisch selbstverliebten Brief mit dem Titel „Liebe Befürworterinnen der freiwilligen ­Prostitution!“. Man merkt, Frau Schwarzer hat so vollkommen die ihr von etlichen Personenkreisen auferlegte Rolle der moralischen Instanz Deutschlands verinnerlicht, dass sie sie ihre verquere Meinung vollkommen und a priori über alles andere stellt. Da macht es ihr auch gar nichts mehr aus, Dinge hinzuzudichten und Wahrheiten nach Belieben zu konstruieren. Denn was sie sagt, ist ja war…

Wer von Seiten Schwarzers hingegen Läuterung und Zurückhaltung aufgrund ihrer Steuerbetrügereien erwartete, der lag falsch.

Auswerten werde ich Schwarzers „Brief“ hier nicht. Es macht auch irgendwann gar keinen Spaß mehr, die absurden Verlautbarungen ihrerseits sowie weiterer EMMA-Redakteurinnen widerlegen zu müssen (siehe z.B. hier). Hingegen an dieser Stelle ein Verweis auf die Antwort von voice4sexworkers. „Stefanie“ hat dort alles Notwendige kundgetan. Danke!

Hexenjagd gegen Johanna Weber und Fabienne Freymadl

„Ach was solls, warum es mit der Wahrheit so genau nehmen“, dachte man sich weiter bei der EMMA. So wiegelte das Frauenmagazin Anfang September dann munter weiter gegen die „Prostitutionslobby“ auf. Im Beitrag „Prostitution: Wer berät die Politik?“ wurde dann fleißig (obwohl einige Stellen allein für sich erstaunlicherweise ganz liberal erscheinen – im Kontext ergibt sich dann leider das genaue Gegenteil) gegen Johanna Weber und Fabienne Freymadl gehetzt. Wie man Menschen, die nicht in den Wertekanon der EMMA-Redaktion passen, diskreditiert und jenen Zitat: „fragwürdigen Gestalten“ obskure Motivationen und Intensionen auferlegt, das beherrschen die Bayenturm-Insassen vorzüglich. Wie so häufig wird die Behauptung verbreitet, der BESD arbeite im „Interesse der Zuhälter und Bordellbetreiber – bis hin zu denen der Menschenhändler“, er handle also keinesfalls im Namen der „geschätzten 400.000“ Prostituierten. Erklärt wird das damit, dass auf dem „verwackelten Gründungsfoto“ des BESD nur etwa 30 Personen zu sehen sind und in den Medien das angeblich „immer gleiche halbe Dutzend“ auftauche. Weitere unhaltbare Äußerungen durchziehen den ganzen Artikel.

Genauso sieht es in dem vorgeblich aufklärerischen Beitrag „Prostitution: Fakten gegen Scheinargumente“ aus – veröffentlicht ebenfalls am 2. September. Von Fakten ist indes weit und breit nichts zu erkennen. So heißt es u.a. beim Thema Kondompflicht:

„80 Prozent aller Freier wollen Verkehr „ohne“.“

Eine ähnliche Behauptung verbreitet übrigens auch der Kriminalhauptkommissar Robert Hobrecht (Gewerkschaft der Polizei). Erst kürzlich in der ZDF-Sendung „MonaLisa“:

„Man muss einfach dazu wissen: 70 % der Freier bestehen also nach wie vor auf ungeschützten Sex. […]“

Zum Thema Fakten: Ob nun 70 oder 80 Prozent: beide Zahlen haben keinerlei Evidenz. Zumal auch schleierhaft ist, welcher Quelle sie zugrunde liegen.

Am 5. September dann führte man bei EMMA den Kampf gegen die „Lobbyistin“ Johanna Weber fort… . Was, frage ich mich, spricht den persé gegen Lobbyismus? Ich verstehe es nicht. Ohne diesen hätten die Sexworker doch überhaupt kein Sprachrohr. Was haben denn die sich organisierenden Feministinnen in den 70er und 80er Jahren getan? Das kann man doch auch als sozialen Lobbyismus bezeichnen? Auch heute noch, wenn sie sich bspw. für Frauenquoten und dergleichen einsetzen. Diese Widersprüchlichkeit bei dem Kölner Schwurbel-Blatt ist mir ein Rätsel.

Von den Socken, weil hingegen nicht erwartet, hat mich dann diese Aussage:

„Weber hat recht, wenn sie argumentiert, diese Meldepflicht wäre für deutsche Gelegenheitsprostituierte unbequem, für Studentinnen oder andere, die „dazuverdienen“.“

Natürlich relativiert man dieses Zugeständnis gleich wieder:

„Das stimmt für die vermutlich überwiegend illegal Arbeitenden [Anm: Ich gehe an dieser Stelle davon aus, dass die Autorin nicht „illegal“ sondern „legal“ meint. Sonst ergäbe der ganze Kontext keinen Sinn.]. Aber vielleicht wäre das gerade für diese Frauen auch eine Hürde, die sie hindert, in die Prostitution einzusteigen. Hierbei handelt es sich allerdings um eine verschwindende Minderheit der in Deutschland in der Prostitution arbeitenden Frauen.“

und ergänzt dies in gewohnt polemischer und erfinderischer Art und Weise:

„Unbequem wäre die Meldepflicht jedoch vor allem für die Betreiber von Prostitutionsstätten, die die Frauen als „Frischfleisch“ von Bordell zu Bordell und Modelwohnung zu Modelwohnung verschieben. […] Sehr sehr nützlich hingegen wäre die Meldepflicht für die hunderttausenden von namenlosen Frauen, die meist aus den armen osteuropäischen Ländern nach Deutschland gekarrt und hier verschachert werden.“

EMMA – das legitime Sprachrohr für alle Frauen?

Schade nur, dass die Autorin(en) dieser propagandistischen Beiträge nicht genannt wird/werden. Hat man bei der EMMA etwa Angst vor diskreditierende und verletzende Widerworte? Ach kommt schon… wenn ihr Redakteurinnen/Autorinnen selbst mit gespaltener Zunge gegen andere hetzt, dann müsst ihr euch schon ein dickes Contra gefallen lassen!

Außerdem (hier nun die Worte der EMMA etwas abgewandelt) glaube ich nicht, dass ihr für alle Feministinnen oder für alle Frauen in Deutschland sprecht, geschweige denn für alle Sexarbeiterinnen. Auf einem Teamfoto der EMMA sieht man acht Frauen (ohne Alice Schwarzer). Und in Talkshows und auf Events tauchen die immer gleichen beiden Vertreterinnen auf, erzählen, was es für eine Unmenschlichkeit es ist, sich zu prostituieren, und plädieren für die Abschaffung der Prostitution als Beruf. Diese beiden Frauen heißen Alice Schwarzer und Chantal Louis.

Ihnen gegenüber stehen geschätzte 150.000 Frauen, die als Prostituierte arbeiten. Willkürliche Mutmaßungen über deren Freiwilligkeit haben an dieser Stelle keinerlei Bestand. Und warum ihr euch als kompetentes Sprachrohr für den großen Teil der ausländischen Sexarbeiterinnen seht, ist nicht nachzuvollziehen. Auch unter der Gesamtheit der Feministinnen sehen viele das Thema Prostitution ganz anders als ihr „Frauenrechtler_innen“ mit dem politisch korrekten Unterstrich. Trotzdem ist diese atypische, verschwindend kleine Minderheit und an ihrer Spitze Alice Schwarzer seit Jahren vorrangiger Ansprechpartner der Politik und der quasi einzige Ansprechpartner unter den Feministinnen.

rmv

PS: Ich habe bewusst keine Links gesetzt, weil’s die EMMA einfach nicht verdient, dass man ihnen stehts und so leicht weitere Leser in den Allerwertesten schiebt. Wer die Texte lesen will, muss halt zwei drei Klicks mehr tun… Ist ja nicht schwer zu finden.

Nach oben scrollen