Aus dem Leben einer Sexarbeiterin

Symbolbild

„Weil es mir sehr viel Spaß macht, habe ich mich dazu entschieden, nur noch Sexarbeit zu machen.“

In der hiermit startenden Reihe möchten wir in loser Folge Sexarbeiter:innen persönlich zu Wort kommen lassen. Diese schreiben ganz ungeschminkt über sich, ihre berufliche Intention und Motivation aber auch über die alltäglichen Probleme und Sorgen. Ob die Autor:innen dabei anonym oder erkennbar veröffentlichen, bleibt dabei ganz ihnen selbst überlassen.

Den Anfang macht eine Sexarbeiterin (möchte gerne anonym bleiben), die anhand ihrer eigenen Tätigkeit zeigt, wie vielfältig die Milieus rund um den bezahlten Sex sind. Aber auch, mit welchen Problemen sie dabei zu kämpfen hat. Sie arbeitet sowohl mit einem festen Kundenstamm, freut sich aber auch über ehrliche Weiterempfehlungen. Daneben schafft sie auf dem Straßenstrich an. Wenn es die Zeit zulässt, bietet sie Cam-Sex auf den bekannten Portalen. In der Vergangenheit wirkte sie auch schon in Pornos mit. Fetisch-Porno in Verbindung mit Bondage ist ihr dabei am liebsten.

Warum ich Sexarbeit mache und warum es mir Spaß macht

Also ich muss vorneweg sagen, dass ich sehr gerne Sexarbeiterin bin, weil es mir meistens großen Spaß macht. Die allermeisten Sex-Jobs sind völlig okay und manchmal wird auch gut bezahlt. Außerdem ist Sex sehr gesund, und ich liebe es mit meinem Körper zu arbeiten. Angefangen habe ich mit der Sexarbeit vor vielen Jahren, weil ich zu wenig verdient habe und mir neben meinem Job etwas dazuverdienen wollte. Das machen tatsächlich auch Viele. Dann habe ich sehr schnell gemerkt, dass es sehr gut läuft und ich mehr Zeit brauchte, um den vielen Anfragen nachzukommen. Viele Kunden sind wiedergekommen und ich erinnere mich noch genau: Da musste ich mich entscheiden, ob ich vielen Freiern absage oder ob ich meinen Job kündige. Weil es mir sehr viel Spaß macht, habe ich mich dazu entschieden nur noch Sexarbeit zu machen.

Meine Erfahrungen auf dem Straßenstrich in Köln

Bei der Sexarbeit läuft viel über Empfehlungen. Ich kann sagen, dass ich für jede Weiterempfehlung dankbar bin. Online kann ich mich auch gut präsentieren. Aber bis es mit einem Sextreffen klappt ist es manchmal schwierig, weil manche möglichen Kunden ganz viele Fragen haben, bestimmte Services buchen möchten, ein besonderes Outfit wünschen oder nicht besuchbar sind. Und oft geht es einfach um das Honorar. Weil ich trotz meiner Stammkunden oft nicht ausgelastet bin, gehe ich auch andere Wege als Online-Dates zu suchen. Mich findet man u.a. auch bei z.B. bei Livestrip, wo ich Cam-Sex anbiete, aber dafür fehlt mir oft einfach die Zeit. Darum bin ich zusätzlich auf dem Kölner Straßenstrich anzutreffen. Das hat was gutes aber es gibt auch Nachteile. In letzter Zeit wollen die Kunden sehr viel Sex für sehr wenig Geld. Das zieht die Stimmung auf dem Strich ziemlich runter und der Konkurrenzkampf unter den Kolleginnen ist sehr hart. Ein Beispiel: Ich werde recht oft angesprochen. Natürlich kriegen wir alle mit, mit wem die Freier zuerst sprechen, und wir tauschen uns auch aus, worüber. Manche Freier bieten für Oralsex nur fünf Euro. Im Extremfall wollen einige dafür auch Sex. Die kommen dann z.B. zu mir und haben vorher einer Kollegin eine Abfuhr erteilt, weil sie vielleicht kein Anal bietet. Mir bieten sie dann etwas mehr Geld, und ich biete diesen Service – und dann muss ich entscheiden: Mach ich das für relativ wenig Geld? Eigentlich kann man es sich auf dem Straßenstrich nicht leisten einen Freier wieder gehen zu lassen. Darum gehe ich fast immer mit. Am Ende muss es sich auch gelohnt haben. Aber es gibt noch andere Schwierigkeiten.

Warum es so schwierig ist, sich an die Gesetze zu halten

Wir Sexarbeiter leben in schwierigen Zeiten. Einmal wegen Corona, auch weil die meisten von uns natürlich nicht so viel verdienen und jetzt gerade die Kosten für alles explodieren. Aber schwer ist es in Deutschland auch wegen der Gesetze. Natürlich weiß ich, dass es das Prostitutionsschutzgesetz gibt, um Sexarbeiter zu schützen. Und das finde ich grundsätzlich sehr wichtig und gut! Ich versuche mich daran zu halten – und tu das auch. Aber es muss endlich mal gesagt werden, dass es die Sexarbeit aus meiner Sicht sehr erschwert – und manchmal sogar unmöglich macht. Es ist nämlich einfach so, dass die allermeisten Freier direkt fragen, ob ich es ohne Gummi mache. Das ist fast immer spätestens die zweite Frage! Na, und die muss ich dann entweder wegschicken oder überzeugen, dass es nur mit Schutz geht. Offiziell geht es nicht anders. Ich kann nur sagen, dass ich verstehen kann, dass viele von uns die Sexdienstleistungen deshalb lieber privat anbieten. Das Gleiche ist es mit Sexpartys, die in Deutschland verboten sind. Für mich wäre das eine wichtige Verdienstmöglichkeit. Ich musste schon viele Einladungen zu den sogenannten Gangbangs ablehnen. Sexpartys kann ich nur privat besuchen, ohne Geld damit zu verdienen – oder ich muss dafür ins Ausland.

Warum es für eine Sexarbeiterin kaum was bringt, auch als Pornodarstellerin zu arbeiten

Als ich noch sehr viel jünger war, habe ich gerne in privaten Pornos mitgespielt. Wir haben uns einfach eine Kamera genommen und haben uns beim Sex gefilmt. Nur so zum Spaß, das war ein Hobby. Das hat nicht lange gedauert, dann bin ich auch zu Castings gegangen und wollte Pornodarstellerin werden. Ich habe da auch viele positive Rückmeldungen bekommen aber schon damals damit nicht viel verdienen können. Leider habe ich erst zu spät entdeckt, dass man mit „normalem“ Sex keinen Blumentopf gewinnen kann. Der geht einfach in der Masse unter. Bei Amateurpornos ist die Konkurrenz noch größer als auf dem Straßenstrich. Und mein Tipp wäre: Fetisch! Für Fetisch-Pornos werden Darsteller viel besser bezahlt und im besten Fall hat man den Fetisch auch, dann ist die Arbeit pures Vergnügen! Ich mache am liebsten Latex-Pornos und Tittenfetisch, wo Doms in den Pornos normalerweise eher brutalen Tittensex mit mir haben in Verbindung mit Bondage (Abbinden, Spanking, Gewichte, BWB) und sehr heftigem Oralsex. Nach meiner Erfahrung ist es aber so, dass man sich für eins entscheiden muss: Ich mache Sexarbeit – und habe deshalb kaum Zeit für Pornos. Und, ehrlich gesagt, auch zu wenig Anfragen dafür von wirklichen Produktionsfirmen. Heute drehen sehr viele hobbymäßig mit dem Handy und laden das kostenlos hoch. Das ist für mich so gesehen ein Problem, weil da auch sehr gute Pornos kostenlos angeboten werden. Ich drehe bald vielleicht professionell mit John Thompson oder Magma – aber mit einem oder zwei Honoraren komme ich nicht weit. Nach kurzer Zeit gibt es die dann kostenlos im Internet. Mit Porno Geld zu verdienen ist also schwer geworden. Ich bin sehr fleißig und möchte gerne viel Arbeiten. Darum freue ich mich sehr auf viele Anfragen für schöne sexy Treffen.

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