Gestern war internationaler Hurentag

Entmündigung, Diskriminierung und Verachtung von Prostituierten weiterhin an der Tagesordnung

Gestern, am 2. Juni war wieder Gedenktag, zwar ein inoffizieller, aber dennoch ein wichtiger. Wie in jedem Jahr seit 1975 soll an diesem Tag, dem internationalen Hurentag, an die Diskriminierung und die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Prostituierten erinnert werden. In vielen deutschen Städten fanden also am Sonntag Veranstaltungen zum Thema statt.

Hintergrund: Am 2. Juni 1975, besetzten mehr als 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier im französischen Lyon. Ziel der Frauen war es, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, denn zu dieser Zeit kam es zu vermehrten Gewalttaten gegen “Sexarbeiterinnen”. Nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten die Frauen schließlich die örtliche Kirche und traten bis zur Auflösung nach acht Tagen durch die Polizei in den Streik. Dies wird allgemein als Startpunkt der Hurenbewegung angesehen.

Aber auch heute noch wird der Berufsstand öffentlich meist stigmatisiert. So fordert bspw. die Berliner Beratungsstelle Hydra e.V. unter anderem „das Recht auf Strasse und Innenstadt statt Verdrängung in abgelegene Industriegebiete, das Recht auf Arbeit und gesellschaftliche Akzeptanz statt moralisierender Verbotsmentalität, die umfassende Anerkennung selbstbestimmter Sexarbeit statt einseitiger Opferdiskurse über Menschenhandel sowie Respekt und Wertschätzung statt Diskriminierung und Stigma“.

Auch die Piratenpartei stellt sich auf die Seite der Sexarbeiterinnen und mahnt anlässlich des Internationalen Hurentages die andauernde Ungleichbehandlung von Prostituierten in der Bundesrepublik an. So seien Prostituierte von „unverhältnismäßigen Kontrollen, willkürlicher Besteuerung, Sperrgebietsverordnungen, Werbeverboten, Entmündigung, struktureller Diskriminierung, Ausbeutung, sexueller Gewalt, Doppelmoral und genereller Verachtung“ betroffen, erklärte Bundestagskandidatin Lena Rohrbach.

Leider hat sich hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung innerhalb des Letzten Jahres nicht viel getan. Sonst wären Schlagzeilen, Artikel, Podiumsdiskussionen etc. (ob nun bei Günther Jauch oder im Spiegel erschienen), welche wir ja hier des öfteren schon auseinandergepfückt haben, nicht in dieser Weise möglich gewesen. Auch aktuell versuchen Union und Liberale, unter den Fittichen von „Innenexperte“ Hans-Peter Uhl (CSU), wieder gegenzusteuern: mit einem Entwurf der Bordelle zu eröffnen bzw. zu führen wahrscheinlich fast unmöglich machen wird. Würde jedenfalls zu Uhl passen.

rmv

Nach oben scrollen