Über den Tellerrand geschaut: Bekämpfung des Menschenhandels in Thailand

Aufschlussreicher Artikel zum Thema Legalisierung von Sexarbeit auf menschenhandelheute.net

„Es gibt keine einfache Lösung auf das Problem (Anm. Menschenhandel), weil das Problem nicht einfach ist. Das ist unser Grundansatz. Lösungen, die nur auf Verbote abzielen, die rechtliche Situation der Betroffenen und den gesellschaftlichen Kontext unbeleuchtet lassen, lehnen wir ebenfalls als 08/15-Lösungen ab“, heißt es auf dem von der Historikerin Sonja Dolinsek betriebenen Online-Magazin „menschenhandel heute“. Das Portal hat den eigenen Anspruch, eine öffentliche Plattform zu schaffen, „die sich durch eine vielstimmige und kritische Auseinandersetzung mit „Menschenhandel“ kennzeichnet.“

Vor allem bieten die Autor:innen seit über 10 Jahren einen wichtigen und vor allem sachlich fundierten Gegenpart zum lauten und oftmals polemischen Aktionismus, den man zumeist öffentlich vernimmt, wenn es um die vielfältigen Themen rund um Sexarbeit geht. Ihr wisst ja: insbesondere die Abolitionist:innen und deren Anhänger:innen beherrschen es perfekt, Deutungshoheit für ihre Meinung einzufordern und Sachverhalte einseitig darzustellen.

Zurück zum besagten Portal. Im neuesten Artikel geht es um die in Thailand angedachte Legalisierung von Sexarbeit und die damit einhergehende Hoffnung, damit zur Bekämpfung des Menschenhandels beitragen zu können. Der aus dem Englischen übersetzte Text ist eine Arbeit des Soziologen Jason Hung von der Universität Cambridge. Und er ist definitiv lesenswert. Schon allein, weil er uns sachlich nüchtern über den Tellerrand schauen lässt. Weil er uns einen Blick in die rechtlichen und speziell sozialen Verhältnisse in puncto Prostitution des südostasiatischen Königreichs gewährt. Oder hättet ihr aus dem ff gewusst, dass in Thailand Prostitution seit 1996 verboten ist? Dass durch das fließen von Bestechungsgeldern und korrupten Strafverfolgungsbehörden die thailändische Sexindustrie dennoch jährlich Einnahmen in Milliardenhöhe generiert? All das zum Leitwesen der Sexarbeitenden, die „ständigem körperlichen, verbalen, sexuellen und finanziellen Missbrauch und Ausbeutung durch ihre Kunden und/oder Manager ausgesetzt“ sind. Denn genau aufgrund des Verbotes, haben sie keinen Rechtsanspruch darauf, sich an die Strafverfolgungs- und Justizbehörden zu wenden.

Die Thailändische Regierung hofft nun darauf, dass die Legalisierung der Prostitution dazu beitragen werde, die Rechte und die Sicherheit der Prostituierten nachhaltig zu schützen. Gleichzeitig sollen Minderjährige somit davor beschützt werden, für die Ausübung von kommerziellen Sex missbraucht zu werden. Jason Hung schreibt dazu: „Um den Schutz der Menschenrechte aufrechtzuerhalten, ist es von größter Bedeutung, jede Form des Menschenhandels, einschließlich des Kinderhandels, in Thailand zu bekämpfen. Das von Bangkok vorgeschlagene Gesetz, das es Personen ab 20 Jahren erlaubt, freiwillig Sex zu verkaufen, deutet darauf hin, dass die Regierung beabsichtigt, Sexarbeit besser zu regulieren und zu tolerieren und gleichzeitig jede Form des Menschenhandels, einschließlich des Kinderhandels, zu bekämpfen.“ Sein Fazit: Nur wenn Prostituierte nicht mehr als Kriminelle abgestempelt werden, können Sexarbeitende bei Bedarf ihre Arbeitsrechte, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden schützen.“

Den kompletten Text findet ihr unter https://menschenhandelheute.net/2023/10/31/wie-die-legalisierung-von-sexarbeit-in-thailand-zur-bekampfung-des-menschenhandels-beitragen-kann/

rde

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