Wie sehen die Gesundheitsbedarfe von Sexarbeiter:innen aus

Zettel mit der Aufschrift "Time to evaluate" auf einem Briefumschlag. Oben auf liegt ein alter schwarzer Wecker.

Deutsche Aidshilfe veröffentlicht qualitativ-partizipative Studie

Ăśber einen Zeitraum von zwei Jahren hat sich die Deutsche Aidshilfe mit den Bedarfen von Sexarbeiter:innen und der Frage „Was ist Sexarbeit?“ auseinandergesetzt. Dazu haben zehn Peer-Forscher:innen deutschlandweit Gruppen-Gespräche (in fĂĽnf Sprachen) mit 80 weiblichen und männlichen (cis und trans) sowie nicht-binären Prostituierten aus 23 Herkunftsländern gefĂĽhrt. Denn entgegen der in der öffentlichen Darstellung bilden Sexarbeiter:innen eben keine homogene Gruppe. Das wurde auch in den Befragungen sehr deutlich. Heraus kam die partizipative qualitativen Studie „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden“, die nun der Ă–ffentlichkeit vorgelegt wurde.

Laut Aidshilfe widerlegen die Ergebnisse „die in öffentlichen Diskursen verbreitete dichotome Unterteilung in „unfreiwillige Prostituierte“ und „selbstbestimmte Sexarbeiter*innen“. Die Studienteilnehmenden beschreiben äuĂźerst komplexe und vielfältige Empfindungen und Einstellungen gegenĂĽber ihrer Tätigkeit und benennen sowohl Vor- als auch Nachteile. Allen gemeinsam ist, dass sie ĂĽber die Tätigkeit als Arbeit sprechen.“

Zudem habe die Studie „ernstzunehmende Probleme offenbart und aufgezeigt, wie Sexarbeit mit gesundheitlichen Risiken einhergehen kann. Die Ergebnisse machen deutlich, wie groĂź der Bedarf nach strukturellen Veränderungen ist. Die Rahmenbedingungen mĂĽssen dringend verbessert werden, um eine sichere, selbstbestimmte und gesunde AusĂĽbung der Sexarbeit zu ermöglichen.“

Entgegen dem von der Union einmal mehr geforderten Verbot von Sexarbeit nach dem „Nordischen Modell“ und der damit einhergehenden Stereotypisierung samt Stigmatisierung von Sexarbeit setzt sich die Deutsche Aidshilfe ernsthaft mit den Belangen und BedĂĽrfnissen der Sexdienstleister:innen auseinander. Entsprechend heiĂźt es:

„Gefordert sind Politik und Gesetzgeber*innen, der Ă–ffentliche Gesundheitsdienst, freie Träger wie Fachberatungsstellen und Aidshilfen sowie Suchthilfeeinrichtungen, Bund, Länder und Gemeinden, aber auch Ă„rzt*innen. Und nicht zuletzt wir alle, die Gesellschaft! Wir sind gefordert, fĂĽr Respekt und Anerkennung fĂĽr Sexarbeiter*innen einzustehen. Es liegt in unser aller Hand, das Leben von Sexarbeiter*innen besser zu machen!“

Der rund 100-seitige Forschungsbericht der Studie »Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden« steht öffentlich als pdf zur Verfügung.

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