Hamburger Kiez feierte 100 Jahre Herbertstraße

„Kulturelle Instanz“ auf Sankt Pauli präsentierte sich in ungewohnter Offenheit

Zutritt für Männer unter 18 und Frauen verboten! Diese strikte Anweisung trifft normalerweise das Gganze Jahr über auf einen ganz besonderen Ort im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli zu: die Herbertstraße. Nicht so am vergangenen Samstag. Da nämlich öffnete die berühmte Amüsiermeile unweit der Reeperbahn anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens ihre beiden Tore geschlechterübergreifend für das interessierte Publikum. Sogar Jugendlichen wurde der Zutritt gewährt. Dort, wo heute rund 250 Sexarbeitenden ihre Dienste anbieten, boten die Veranstalter des Jubiläums (das BID Reeperbahn und die IG St. Pauli und Hafenmeile) ein buntes Rahmenprogramm. Aber auch um die Herbertstraße herum gab es allerleih zu sehen, zu hören und zu erfahren.

Wer wollte, nahm an Führungen zur Geschichte der Herbertstraße, eine Bordellführung, Fotosessions vor den Toren oder an der Lesung von „Herbertstraße“- Autorin Manuela Freitag teil. Sogar für Life-Musik war gesorgt. Am nahe gelegenen Hans-Albers-Platz war der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) mit einem Infostand vertreten. In weiteren Pavillons präsentierten sich dort die Kunstaustellung zu Domenica Niehoff vom Erotic Art Museum, eine groß angelegte Live-Painting Session sowie die „Sexy Aufstand Reeperbahn“-Künstlerin Maaike Dirkx.

Seit Beginn der Bebauung im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Herbertstraße (bis 1922 Heinrichstraße) von einer kleinen Ansammlung mehrer Prostitutionsstätten hin zu einem der kultigsten Straßenstriche Deutschlands. Unter anderem arbeitete hier fast 20 Jahre die lange als „berühmteste Prostituierte Deutschlands“ bekannte Domenica Niehoff.

Anlässlich dieses Tages der offenen Tür lobte der BesD: „Im Gegensatz zu vielen anderen Orten ist die Sexarbeit in der Herbertstraße gesellschaftlich anerkannt. Der Straßenstrich und die dort arbeitenden Menschen werden von den Anwohnern und Besuchern des Viertels nicht als Ärgernis sondern als „kulturelle Instanz“ wahrgenommen.“

In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass offene Veranstaltungen wie diese zu einem konstruktiveren öffentlichen Diskurs rund um das Thema Sexarbeit beitragen.

rde

mehr zum Thema lesen unter:
https://reeperbahn.de/
https://www.berufsverband-sexarbeit.de/

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