„Schlechte Recherche oder Absicht?“ Sonja Dolinsek ĂĽbt scharfe Kritik an SPIEGEL-Artikel

Rute WĂĽrfel mit einem weiĂźen X umringen einen gelben WĂĽrfel mit einem Zeitungssymbol

Katrin Langhans‘ Text ĂĽber „Menschenhandel und Prostitution“ verletzt journalistische Standards wie Neutralität und Objektivität und hofiert ein Buch eines dubiosen Instituts | Dolinsek: „Erfolgreiche Lobby-Kampagne bis in die höchsten Ebenen der deutschen Medienlandschaft“

Leser von Publikum.net oder menschenhandelheute.net konnten kĂĽrzlich auf einen Beitrag von Historikerin Sonja Dolinsek stoĂźen. Der Titel: „Der SPIEGEL, Katrin Langhans und die unsichtbare Lobby fĂĽr ein Verbot der Prostitution“. Falls der ĂĽberaus lesenswerte und wichtige Text den einen oder die andere noch nicht erreicht haben sollte: holt es nach! Ein Muss fĂĽr Leute, die beim Schlagwort Prostitutionsverbot aufhorchen, die ein wirkliches Interesse an einer Auseinandersetzung mit der kleinen, alles andere als „unsichtbaren“, dem entgegen sogar sehr lauten und extrem gut vernetzten Anti-Prostitutionsbewegung haben.

In ihrer Analyse zeigt Dolinsek auf, dass besagter SPIEGEL-Artikel näher betrachtet von jener Abolitionist:innen-Lobbygruppe beeinflusst, evtl. gar koordiniert wurde. Als „erfolgreiche Lobby-Kampagne bis in die höchsten Ebenen der deutschen Medienlandschaft“ bezeichnet sie Langhans‘ Veröffentlichung. Und das, obwohl gerade Katrin Langhans bis dato mit fachlicher Expertise und Neutralität investigativjournalistisch unterwegs ist. Umso enttäuschender und gefährlicher ist dieser Text.

Dolinsek schreibt: „Die wichtigste Kritik am Text von Langhans ist: Als journalistische Arbeit beansprucht er Neutralität und Objektivität. Davon kann keine Rede sein, denn im Text kommen ausschlieĂźlich Akteur*innen aus dem Umfeld des BĂĽndnisses „Nordisches Modell“ zu Wort, die alle die gleiche Ansicht teilen. Diese Ansicht bleibt im ganzen Artikel unwidersprochen. Langhans bietet keine kritische Einordnung, noch bemĂĽht sie sich um eine repräsentative Darstellung der deutschen Debatte…“

In ihrer Analyse geht sie auch auf das beim SPIEGEL erwähnte Buch „Sexkauf. Eine rechtliche und rechtsethische Untersuchung der Prostitution“ ein und lässt aufhorchen. Sie vermutet: „Der Zeitpunkt des Artikels erscheint sorgfältig gewählt, wenn nicht sogar abgesprochen. Ich wĂĽrde sehr gerne den Mail-Austausch und die Chats von Frau Langhans kennen, um diese Vermutung zu prĂĽfen. Denn „am Montag“ darauf (26.6.) erschien das Buch […], das Sexarbeit als VerstoĂź gegen die MenschenwĂĽrde deklariert.“

Das Buch selber, das vom seriös klingenden und akademisch anmutenden „Deutschen Institut fĂĽr angewandte Kriminalitätsanalyse“ (kurz DIAKA) herausgegeben wurde, wertet Dolinsek als „nicht neutrale, wissenschaftliche Studie“. Schon allein weil es sich bei DIAKRA um einen erst seit Mai 2022 aktiven Verein handelt, einer auf dessen eigener Webseite keinerlei Wissenschaft auffindbar ist. Hingegen schon „ein breit gestreutes Engagement fĂĽr ein Verbot der Prostitution wie in Schweden“, wie Dolinsek schreibt.

D.s Fazit zu Langhans‘ Artikel: „Die Leser*innen erfahren nicht, dass hier lediglich eine kleine, laute, mächtige Clique von Verbotslobbyist*innen interviewt wurde. Ob und inwiefern Langhans ebenfalls in diesen Netzwerken privat verkehrte, kann ich nicht wissen, aber der Verdacht, dass dieser Artikel eher aus strategischem Interesse entstanden ist, drängt sich auf.“

Ăśbrigens besteht jene „mächtige Clique von Verbotslobbyist*innen“ aus keinen Unbekannten. Deren Namen finden sich seit Jahrzehnten in unzähligen Medienberichten und Publikationen zum Theme Prostitutionsverbot. False Balance nennt man das heute, wenn einer kleinen aber lauten Gruppe oder einzelnen Personen im öffentlichen Diskurs exorbitant mehr Aufmerksamkeit und Glauben geschenkt wird, als es eine gesunde demokratische oder aber wissenschaftlich fundierte Debatte zulieĂźe.

Wollt ihr wissen, wer dich hinter dem Buch „Sexkauf. Eine rechtliche und rechtsethische Untersuchung der Prostitution“ und der dazugehörigen Medienkampagne verbirgt? Dann lest den Beitrag von Sonja Dolinsek!

Zum Weiterlesen: „Der SPIEGEL, Katrin Langhans und die unsichtbare Lobby fĂĽr ein Verbot der Prostitution“

https://menschenhandelheute.net/2023/06/30/der-spiegel-katrin-langhans-und-die-unsichtbare-lobby-fuer-ein-verbot-der-prostitution/
https://publikum.net/der-spiegel-katrin-langhans-und-die-unsichtbare-lobby-fur-ein-verbot-der-prostitution/

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